Die Kraft des Glücks
Mit neuen Qualitäten soll Franck Ribéry die Bayern auch gegen seinen Jugendverein Lille zum Sieg führen
Der Verlauf seiner Karriere passt so gar nicht zu seinem Spiel: Tempodribblings und Tricks, die zur Auflösung einer Zeitlupe bedürfen. Der Franzose Franck Ribéry ist einer dieser Hochgeschwindigkeitsfußballer. Dass der feine Techniker jedoch erst mit 21 Jahren sein Erstligadebüt gab, hat viel mit dem heutigen Gruppengegner des FC Bayern München in der Champions League zu tun. In der Jugendakademie des OSC Lille hatte Ribéry drei Jahre verbracht. Doch mit 16 Jahren kehrte er 1999 in seinen Geburtstort Boulogne-sur-Mer zurück. Er wurde entlassen, »auch, weil ich so klein war«, erzählte Ribéry einmal. Probleme mit dem Lernen und seinen Mitschülern gab es wohl auch.
Mittlerweile ist Franck Ribéry ein Weltstar. Geworden ist er es in München - seit 2007 im Trikot des FC Bayern. »Der Verein ist wie eine Familie«, sagte der 29-Jährige vor zwei Wochen in Lille, wo er mit den Münchnern das Hinspiel 1:0 gewonnen hatte. Die Rückkehr des einst verschmähten Fußballschülers hatte schon etwas Wehmut erzeugt. Er sei »einer der größten Bewunderer« von Ribéry, sagte Jean-Michel Vandamme, seit mehr als 15 Jahren Nachwuchsleiter beim OSC.
Dass es ein Fehler war, dem 1,70 Meter großen Ribéry nicht etwas mehr Zeit und Vertrauen gegeben zu haben, hatte man in Lille allerdings schon im Sommer 2004 gemerkt. Als Neuzugang beim FC Metz wurde Franck Ribéry gleich zum Spieler des Monats gewählt - nach seinen ersten vier Spielen in der ersten Liga. Das ideale Umfeld, das er braucht, um sein ganzes Potenzial auf den Platz zu bringen, fand er dort nicht. Auch in Istanbul bei Galatasaray und bei Olympique Marseille war es für den auch abseits des Platzes quirligen Franzosen zu turbulent.
Zur Ruhe fand Ribéry erst in München - und zu seiner ganzen Kraft. Nachdem er sich bei der WM 2006 ins internationale Rampenlicht und an der Seite von Zinedine Zidane bis ins Finale gespielt hatte, holte ihn der FC Bayern ein Jahr später für 25 Millionen Euro an die Säbener Straße. Ein teures Wechselgeschäft, dass sich jedoch für alle gelohnt hat. Stets betont Ribéry, dass seine Familie, Ehefrau Wahiba und die drei gemeinsamen Kinder, in München »glücklich« ist. Er selbst ist es auch: »Mein Vertrag bei Bayern läuft bis 2015. Darüber bin ich froh und glücklich«, wiederholte er jüngst.
Und sein Klub, der FC Bayern, ist gerade in diesen Tagen noch etwas glücklicher über den »neuen« Ribéry. Trainer Jupp Heynckes bescheinigte ihm nicht nur eine »überragende Form«, sondern adelte ihn als »Prototyp«, der für die aktuelle Stärke des Teams stehe. Torwart Manuel Neuer präzisierte: »Er ist mittlerweile ein Defensivspieler.«
Ribéry macht natürlich nicht Philipp Lahm oder Jerome Boateng die Plätze in der Verteidigung streitig. Er unterstützt sie in der Abwehrarbeit - und glänzt trotzdem im Angriff. Am Samstag beim 3:0 gegen den HSV war er an allen Toren beteiligt, hatte die meisten Ballkontakte und spulte über zehn Kilometer runter. Bei der bisher einzigen Niederlage gegen Leverkusen fehlte bezeichnenderweise er. »Franck ruht in sich«, nennt Heynckes den Grund für Ribérys Stärke. Das konnten sie damals in Lille allerdings nicht ahnen.
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