Fehlendes Bekenntnis
Werder Bremen verliert 1:2 bei Schalke 04 - und noch in dieser Woche Manager Klaus Allofs?
Klaus Allofs hatte die Nase voll. Sichtlich enttäuscht, aber vor allem genervt stand der Geschäftsführer von Werder Bremen im Presseraum der Arena von Schalke 04. Die nicht enden wollenden Fragen zu seinem angeblich bevorstehenden Wechsel zum Ligakonkurrenten VfL Wolfsburg gaben ihm nach der unglücklichen und unnötigen 1:2 (1:0)-Niederlage beim Tabellenzweiten den Rest.
»Ich bin 13 Jahre lang bei Werder, ich muss keine Bekenntnisse abgeben«, sagte Allofs. »Was ich am Donnerstag gesagt habe, hat weiter Bestand. Da kann man jetzt mal einen Punkt machen, mehr werde ich dazu nicht sagen.« Doch weil Allofs ein geduldiger und höflicher Mensch ist, tat er es auf Nachfrage doch.
Er begründete sein ausbleibendes Treuebekenntnis zu Werder erneut damit, dass »alles im Fußball schnell gehen« könne, wohl wissend, dass er für diese Worte »normalerweise drei Euro zahlen« müsse. »Aber auf die Frage, ob ich bis zum Ende meines Vertrages 2015 in Bremen bleiben werde, ist das die einzige Antwort, die ich seriöserweise geben kann.«
So blieb Allofs dabei: Kein Kontakt nach Wolfsburg, kein Angebot, nichts Neues. Doch nach vom Sport-Informations-Dienst (SID) könnte der Wechsel des 55-Jährigen zu den Wölfen noch in dieser Woche über die Bühne gehen. Vertreter beider Klubs, die derzeit namentlich nicht genannt werden wollen, bestätigten weitreichende Verhandlungen.
Gegenüber Vertrauten soll Allofs gesagt haben, dass er einem Wechsel zum finanzkräftigen Klub aus Niedersachsen »nicht abgeneigt« sei. Und trotz großer Erfolge in der Vergangenheit sind in Bremen nicht mehr alle Verantwortlichen bereit, Allofs um jeden Preis zu halten. Schließlich lag der einstige Schnäppchenjäger der Liga bei Transfers zuletzt auch mal daneben (Mehmet Ekici, Wesley, Carlos Alberto).
Zudem könnten die klammen Hanseaten, die zuletzt einen Verlust von 13,9 Millionen Euro zu verzeichnen hatten, für Allofs eine hübsche Ablöse kassieren. Nach SID-Informationen bewegen sich die Vorstellungen im »mittleren einstelligen Millionenbreich«. Der Aufsichtsrat des SV Werder Bremen soll jedenfalls zeitnah zu einer außerplanmäßigen Sitzung zusammenkomme.
Auf Schalke hatte es lange Zeit danach ausgesehen, als ob die Mannschaft Allofs' Laune nach zwei nervenaufreibenden Tagen seit Bekanntwerden der Wechselgerüchte nachhaltig verbessern könnte. Werder spielte beim Champions-League-Teilnehmer von den Gerüchten völlig unbeeindruckt und durfte nach dem 1:0 durch Aaron Hunt (16.) und einer bärenstarken Leistung lange vom zweiten Auswärtssieg der Saison träumen.
Doch einige unglückliche Entscheidungen des Schiedsrichtergespanns, mangelnde Konsequenz, Pech und der unbedingte Siegeswille der Schalker machten den Gästen einen Strich durch die Rechnung. Mittelfeldspieler Roman Neustädter krönte seine perfekte Woche nach der Nominierung für die Nationalmannschaft durch Bundestrainer Joachim Löw mit einem guten Spiel und dem Treffer zum 1:1 (59.), Joker Julian Draxler (69.) erzielte das Siegtor der Königsblauen.
»Wir hatten den Gegner total unter Kontrolle, haben 60 Minuten lang sehr gut gespielt und fahren trotzdem mal wieder ohne etwas Zählbares nach Hause. Mit der Leistung können wir sehr gut leben, mit dem Ergebnis nicht«, sagte Trainer Thomas Schaaf, der zu den Gerüchten, er stehe gleich mit auf dem Wolfsburger Wunschzettel, gar kein Wort verliert.
Nun folgt für Werder Bremen das Spiel gegen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf, bevor es in zwei Wochen mit dem Auftritt beim VfL Wolfsburg pikant wird. »Ein schweres Spiel«, sagte Allofs, »ein kleines Nordderby«. Mehr nicht? »Dazu will ich jetzt gar nichts mehr sagen.«
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