Klimagerecht, aber teuer

Immobilienverband GdW will mehr Mittel für sozialen Wohnungsbau

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 3 Min.
Hohe Bau- und Energiekosten machen die Wohnungen in Ballungszentren immer teurer.

Bezahlbare Mietwohnungen werden in Städten wie München, Hamburg und Berlin immer mehr zur Mangelware. Die Flucht der Geldanleger ins »Betongold« wegen der Krise ist nicht der einzige Grund für steigende Mieten. »Die größten Preiserhöhungen für die Mieten entstehen aktuell durch steigende Energiepreise, steigende Stromkosten und Steuern«, meint Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) am Dienstag in Berlin. Damit sozialverträgliche Mieten weiter gewährleistet werden könnten, sei besonders die Politik in der Pflicht zu handeln.

Der GdW ist kein kleiner Verband. Er vertritt rund 3000 genossenschaftliche, privatwirtschaftliche und staatliche Wohnungsunternehmen. Seine Mitglieder vermieten insgesamt sechs Millionen Wohnungen, in denen 13 Millionen Menschen ihr Zuhause haben. Das sind fast 30 Prozent aller Mietwohnungen in Deutschland. Ein Jahr vor der Bundestagswahl stellt der Verband nun seine Wünsche an die Politik vor.

Während in weiten Teilen Deutschlands nach Auffassung des GdW der Wohnungsmarkt ausgeglichen ist, schießen in den Boomregionen wie München oder Hamburg die Mieten in die Höhe, weil es weniger freie Wohnungen als Interessenten gibt. Es wird einfach zu wenig gebaut in Deutschland. Nach Angaben des Bundesamtes für Bauwesen liegt der jährliche Neubaubedarf bis 2015 bei rund 200 000 Wohnungen. Alleine in den letzten fünf Jahren wurden 150 000 Wohneinheiten zu wenig gebaut.

Zudem seien Neubauten relativ teuer, fügt Gedaschko hinzu, weil die Baukosten im Vergleich zur Inflation überdurchschnittlich stark gestiegen seien. Auch die Politik macht er für die Probleme auf dem Wohnungsmarkt verantwortlich: Baugrund werde meist über das Höchstbieterverfahren vergeben. Um wieder sozialverträglich bauen zu können, fordert Gedaschko, dass Grundstücke an Hand sozialer Verpflichtungen vergeben werden sollen. Etwa nur unter der Bedingung, 30 Prozent der neuen Wohnungen zu »sozialen Preisen« zu vermieten. Die Bundesmittel für die Wohnraumförderung müssten zudem auf einem Niveau von mindestens 518 Millionen Euro jährlich bleiben und von den Ländern zweckgebunden eingesetzt werden. Für einkommensschwache Haushalte schlägt der GdW-Chef eine individuelle Unterstützung vor.

Was die Miete nach Ansicht des GdW wirklich teuer macht, sind die gestiegenen Energiekosten. Die Preise für Gas, Heizöl und Fernwärme haben sich in den letzten zwölf Jahren mehr als verdoppelt. Durch eine klimagerechte Gebäudesanierung können diese Kosten nicht aufgefangen werden. Saniere man zum Beispiel ein Haus aus den 1960er Jahren, können man lediglich 70 Cent pro Quadratmeter im Monat an Energiekosten einsparen. Die Mietkosten würden sich dadurch aber um 2,20 Euro erhöhen, rechnet Gedaschko vor.

Ein weiterer Punkt auf seiner Wunschliste an die Politik ist deshalb die Verfestigung des KfW-Programms »Energieeffizientes Bauen und Sanieren« über das Jahr 2014 hinaus. Das Programm der staatlichen Förderbank vergibt billige Kredite für den Bau und die Sanierung energieeffizienter Wohnungen. Zudem sollten die Klimaschutzvorgaben nicht weiter verschärft werden. »Die steigenden Anforderungen an den Wohnungsneubau werden die Kosten für den dringend notwendigen Neubau weiter treiben«, warnt der GdW-Präsident die Politik.

Von einer Vermögenssteuer, wie Sozialverbände, Gewerkschaften und Linkspartei sie fordern, will der GdW indes nichts wissen. Stattdessen soll die Grundsteuer für die Vermieter billiger werden.

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