Umwelthilfe: Lasten der Energiewende verteilen
Regierung soll Strompreiserhöhungen ausgleichen
Berlin (nd). Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisierte am Donnerstag die Debatte über steigende Strompreise als »teilweise irrational«. Sie werde von Interessenverbänden geschürt, um die Zustimmung zu den Erneuerbaren zu unterminieren. Das erklärte der Verband bei der Vorstellung einer Faktensammlung zum Thema Strompreise. Anlass waren die in dieser Woche verschickten Schreiben, mit denen Stromversorger ihre Kunden auf 2013 anstehende Preiserhöhungen einstimmen.
Die Briefe seien zwar nicht erfreulich, aber für die meisten Empfänger auch nicht bedrohlich, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Michael Spielmann. Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung machten die Ausgaben für eine warme Wohnung und für Sprit immer noch den größten Teil der Belastungen für die Privathaushalte aus. Als Beispiel nannte Spielmann einen durchschnittlichen Dreipersonenhaushalt, der 2012 monatlich 293 Euro für Energie und 10 Euro für die Umlage auf Ökostrom (EEG-Umlage) aufbringen müsse. 2013 seien es rund 318 Euro, davon etwa 15 Euro für Ökostrom.
Für die unteren Einkommensgruppen stellten Strompreissteigerungen allerdings tatsächlich ein Problem dar, so Spielmann. Hier müsse der Staat ausgleichend eingreifen. Das sei möglich, weil die Regierung für 2013 Mehrwertsteuereinnahmen aus der EEG-Umlage in Höhe von 1,4 Milliarden Euro erwarte und die Kompensation der Strompreissteigerungen aller Wohngeld-, Grundsicherungs- und BAföG-Empfänger von 2008 bis einschließlich 2013 den Staat nur rund 154 Millionen Euro kosten würde, erklärte Spielmann unter Berufung auf eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung.
Der Leiter Politik & Presse der DUH, Gerd Rosenkranz, warf Teilen der Industrie vor, mit Falschbehauptungen und Halbwahrheiten darüber hinwegtäuschen zu wollen, dass für etwa 90 Prozent der Wirtschaft Strompreissteigerungen kein relevanter Kostenfaktor seien. Ein Großteil der restlichen 10 Prozent sei von den Lasten der Energiewende weitgehend befreit, im Gegensatz zu Unternehmen in Wettbewerberländern, die 2012 mit hohen Preisaufschlägen fertig werden mussten.
Die DUH forderte die Koalition auf, ungerechtfertigte Privilegien für Industriebetriebe zurückzunehmen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.