Die Kehrseite der krummen Frucht
Studie des Südwind-Instituts untersucht Bedingungen der Bananenproduktion und gibt Konsumententipps
Nicht aus Lateinamerika, nicht aus Afrika, sondern von der malaiischen Halbinsel in Südostasien stammt die Banane. Die krumme und in Europa und den USA so beliebte Frucht wird jedes Jahr millionenfach geerntet - nicht nur in so bekannten Anbauländern wie Costa Rica oder Ecuador, sondern auch in Indien, China oder auf den Philippinen - den drei größten Produzenten von Obstbananen. Doch obwohl die Banane rund um den Globus unglaublich beliebt ist, werden die Arbeiter in Produktion, Verpackung und Versand oft miserabel bezahlt. »Obwohl sich höhere Löhne beim Endprodukt nur marginal bemerkbar machen würden«, wie Friedel Hütz-Adams errechnet hat. Der wissenschaftliche Mitarbeiter des Südwind-Instituts in Siegburg hat die Wertschöpfungskette der Banane unter die Lupe genommen und plädiert für länderübergreifende Initiativen großer Bananenkonzerne, Transportunternehmen und des Einzelhandels. »Eigentlich sind Verbesserungen für die Arbeiter auf den Plantagen relativ preiswert zu erreichen, aber wenn einzelne Länder aktiv werden, reicht das nicht. Sie verlieren an Wettbewerbsfähigkeit. Also muss man global agieren«, erklärt der Wissenschaftler im »nd«-Gespräch.
Allerdings hat sich an den Strukturen im weltweiten Bananengeschäft in den letzten Jahren einiges geändert. So sind die großen Drei - Chiquita, Del Monte und Dole - längst nicht mehr allein. Große Einzelhandelsunternehmen gehen immer öfter dazu über, Bananen direkt zu ordern, und immer öfter sind es lokale Anbieter, von denen die großen Drei ihre Handelsmenge beziehen. Zwar gibt es noch Beispiele, wo ein einziger multinationaler Konzern vom Anbau bis zur Reifung der Bananen die gesamte Kette bis zum Einzelhandel kontrolliert, doch das ist immer seltener der Fall. Die Schifffahrtslinien sind mittlerweile ein wichtiger Faktor im Bananengeschäft, da sie ein Teil der Aufgaben der Bananenkonzerne zum Beispiel bei der Steuerung der Nachreifung übernehmen. Deshalb besteht die Möglichkeit für den Einzelhandel, bei den Produzenten direkt zu ordern. Das hat für den deutschen Markt zu einer Verschärfung des Preiskampfes geführt, wobei sowohl die Aldi- als auch die Schwarz-Gruppe mit den Lidl- und Kaufland-Märkten nun direkt importieren. Dem Beispiel könnten auch die beiden anderen Großen, Edeka und Rewe, folgen. Für die Bauern muss das kein Vorteil sein, denn zwischen 2005 und 2010 sanken die Preise für die gelbe Frucht in Deutschland bereits um 3,6 Prozent jährlich. Für die Bauern eine schlimme Perspektive. »Positiv ist hingegen die Zunahme des Marktanteils von Biobananen. Deren Marktanteil liegt zwischen 11 und 13 Prozent und auf den zertifizierten Plantagen gelten auch höhere Sozialstandards«, sagt Hütz-Adams. Das wissen jedoch nur wenige Verbraucher und deshalb versucht das Südwind-Institut, in den Schulen die Verbraucher von morgen zu erreichen. So soll die Studie in komprimierter Form Erdkundelehrern zur Verfügung gestellt werden, und auch mit den großen vier Einzelhandelskonzernen versucht man ins Gespräch zu kommen. »Wenn sie direkt importieren und Bananen unter der Hausmarke anbieten, sind sie auch direkt dafür verantwortlich, wie auf den Plantagen gearbeitet und gezahlt wird«, betont Friedel Hütz-Adams. Das eröffnet neue Ansatzpunkte für kritische Konsumenten.
»Von der Staude bis zum Konsumenten, Die Wertschöpfungskette von Bananen« gibt es unter www.suedwind-institut.de
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