Geld verdienen mit den Kleinen
Fonds auf Kita-Immobilien versprechen sichere Renditen
Lärmende und tobende Kinder in der Kita: Was für manche Zeitgenossen eine Ruhestörung bedeutet, klingt in den Ohren mancher Anleger neuerdings wie Musik. Denn Fondsanbieter haben Kindertagesstätten als potenzielle Renditequelle entdeckt - und zwar mit Immobilienfonds. Der Deal: Kinder und Kindergärtner bekommen ein neues Haus, Anleger eine ordentliche Rendite aus den Mieten.
Der Gedanke dahinter erscheint einleuchtend: Laut Statistischem Bundesamt fehlen noch 220 000 Kita-Plätze für Kinder unter drei Jahren, damit die Kommunen zum 1. August 2013 die Betreuungsgarantie einlösen können. Der Bedarf ist also groß. Und Immobilien gelten in Zeiten drohender Inflation und niedriger Zinsen trotz erster Anzeichen einer Blase auf dem Markt für Einfamilienhäuser und Wohnungen immer noch als gute Anlage. Bei Kita-Fonds locken Renditen, die über dem Tagesgeldzinssatz von derzeit gut zwei Prozent liegen.
Im Gegenzug erhalten Anleger Zugang zu einer bodenständigen Anlageklasse. »Kita-Fonds sind die logische Fortsetzung der Kette von Immobilienprodukten, die an den Lebenszyklus des Menschen anknüpfen«, sagte Wolfgang Kubatzki, Geschäftsleitungsmitglied der Ratingagentur Feri EuroRating. Ähnlich wie Pflegeeinrichtungen oder Studentenheime könnten Kitas über Jahre hinweg sichere Einnahmen garantieren. Ein Grund dafür ist die Dauer der Mietverträge, die sich meist über 20 oder mehr Jahre erstrecken. Zudem gelten Kommunen, Kirchen oder private Betreiber der Kitas als zahlungskräftig genug, um jährliche Mietsteigerungen zu verkraften - oder trotz knapper Kassen verkraften zu müssen.
Den ersten Fonds dieser Art hatte die in Luxemburg ansässige Gesellschaft Aviarent Capital Management aufgelegt. Sie kaufte im Oktober 2011 ein ehemaliges Schulgebäude in Essen und wandelte es in einen Kindergarten um, in dem mehr als ein Drittel der Plätze Kindern unter drei Jahren vorbehalten ist. Im aktuellen Fonds der Luxemburger sind etwa 30 Objekte mit einem Gesamtvolumen von über 50 Millionen Euro enthalten. Der Kita-Fonds von Aviarent richtet sich speziell an professionelle Investoren wie Pensionskassen oder Versicherer.
Doch mit der Gesellschaft Habona Invest aus Frankfurt steht nun schon das erste Unternehmen in den Startlöchern, das auch Privatleuten den Einstieg in diese Anlageklasse ermöglichen will - und zwar über das Vehikel des so genannten geschlossenen Investmentfonds. In Zukunft dürften auch andere Anbieter mit Kita-Fonds an den Markt gehen, zeigten sich sowohl die Aviarent-Manager als auch Analyst Thomas Beyerle vom Immobilienkonzern IVG überzeugt. Anders als bei den offenen sind die Anleger bei den geschlossenen Immobilienfonds Gesellschafter und bleiben während der Laufzeit an den Fonds gebunden. Bei Verlusten haften sie allerdings in Höhe ihrer Einlage.
Deshalb ist für den Feri-Experten Kubatzki wichtig, was bei den Fonds am Ende heraus kommt. Den hohen Renditen stehe das Risiko gegenüber, dass die Immobilie nicht zu einem ausreichend hohen Preis wieder veräußert werden kann. Zu berücksichtigen sei deshalb die Frage, welchen Restwert die Immobilie zum Verkaufszeitpunkt voraussichtlich hat. Zudem spielten Instandhaltungskosten bei der Kalkulation eine Rolle.
Doch Transparenz ist in der Branche nicht selbstverständlich, wie eine Untersuchung der Stiftung Warentest ergab. Bei fast der Hälfte der untersuchten geschlossenen Immobilienfonds stand bei mehr als zehn Prozent der Investitionssumme nicht fest, in welche Immobilien das Geld der Anleger fließen soll. Unter anderem deshalb seien diese Fonds nicht für die Altersvorsorge und für Kleinsparer geeignet, so die Stiftung.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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