Mit jeder Zeile unsicherer
Martin Kröger zum gefährlichen Spiel mit der Angst
Schon wieder wurde am Alexanderplatz zugeschlagen. Nicht einmal sechs Wochen nach der tödlichen Attacke auf Jonny K. fliegen am S-Bahnhof im Herzen der Stadt erneut die Fäuste, und es soll wieder auf ein Opfer eingetreten worden sein. Doch diesmal schreitet ein Passant ein und verhindert Schlimmeres. Gerade dieses couragierte Eingreifen sollte den Medien eine Schlagzeile wert sein, möchte man meinen. Stattdessen werden im Boulevard einmal mehr in den Schlagzeilen die Täter herausgehoben: Von »Alex-Prüglern« ist die Rede oder der »Bande, die Teenager in Klinik prügelte«.
Bei aller berechtigten Diskussion um die Sicherheit im Öffentlichen Personennahverkehr: Jede solcher reißerischen Schlagzeilen zur Gewalt vergrößert die grassierende Angst in der Stadt. Damit soll nicht in Abrede gestellt werden, dass es in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von brutalen Übergriffen gab, die öffentlich angeprangert werden müssen.
Doch sollte genauso erwähnt werden, dass sogenannte Rohheitsdelikte, also schwere Körperverletzungen und Raubüberfälle, in den vergangenen zehn Jahren in Berlin stark rückläufig sind. Das sagt zumindest die polizeiliche Kriminalstatistik aus. Natürlich hängt das damit zusammen, dass es ganz einfach weniger Jugendliche gibt als noch 2001.
Insbesondere im europäischen Vergleich ist Berlin aber immer noch eine sichere Metropole - auch wenn die Schlagzeilen häufig einen anderen Eindruck hinterlassen.
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