Katalonien sucht seinen Weg

Martin Ling über den Absturz der nationalliberalen CiU

  • Lesedauer: 2 Min.

Kataloniens Regierungschef Artur Mas hat sich kräftig verkalkuliert: Statt auf der anschwellenden Unabhängigkeitswelle bei vorgezogenen Neuwahlen zu einer absoluten Mehrheit zu surfen, ist er mit seiner nationalliberalen CiU abgestürzt. Offenbar trauen viele die Abspaltung von Spanien präferierende Katalanen Mas in dieser Frage nicht recht über den Weg, weil er sich bis zur Millionendemonstration am 11. September nie für diese Sache stark machte. Und offenbar hat ein Teil der einstigen CiU-Wähler mit unternehmerischen Interessen Abstand von der Wahl einer Partei genommen, die mit ihrem neuen Kurs unwägbare Risiken für international agierende Firmen aufzuwerfen droht.

Die deutliche Niederlage der CiU ist freilich keine Absage an den Wunsch nach Unabhängigkeit in Katalonien. Die linken separatistischen Parteien wie die republikanische Linke ERC und die neue CUP wurden deutlich gestärkt und bei einer Rekordwahlbeteiligung von rund 70 Prozent ergab sich ein klares Übergewicht für die Parteien, die ein Referendum über die Eigenständigkeit Kataloniens befürworten. Deswegen täte die rechte PP-Zentralregierung in Madrid gut daran, auf die katalanischen Befindlichkeiten einzugehen, statt sie ohne Diskussion abzulehnen. Was spricht denn gegen die Position von Sergi Pàmies, einem der bekanntesten katalanischen Schriftsteller: »Ich bin gegen die Unabhängigkeit Kataloniens, aber ich bin für ein Referendum. Sonst droht der Aufruhr.« Dagegen spricht nichts, außer der Starrsinn Madrids.

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