Nachverhütung bisher nur auf Rezept

Familienverbände und Parteien wollen Frauen mehr Entscheidungsfreiheit geben

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 2 Min.
In Deutschland ist die sogenannte Pille danach weiter rezeptpflichtig. Ein Bündnis will das nun ändern.

Damit nach einem Verhütungsunfall kein Kind entstehen muss, gibt es die »Pille danach« - in Deutschland bisher aber nur beim Frauenarzt. Das Präparat Levonorgestrel wirkt am besten kurz nach dem Geschlechtsverkehr, und zwar um so effektiver, je früher es eingenommen wird. Es ist kein Abtreibungsmedikament, sondern verhindert den Eisprung. Das enthaltene Hormon, auch in Antibabypillen zu finden, ist hier höher dosiert. In 27 Ländern Europas gibt es Levonorgestrel rezeptfrei, zu unterschiedlichen Preisen und Bedingungen. Nachweislich hat die rezeptfreie Pille in diesen Ländern nicht zu verändertem Verhütungsverhalten geführt, ebenso wenig zu einer Zunahme riskanten Sexualverhaltens. In Deutschland hat die Anwenderin - inklusive Rezept und Praxisgebühr - 27,49 Euro zu zahlen. Auch Bulgarien, Italien und Ungarn haben die Rezeptpflicht.

Einige Politiker und Mediziner verteidigen hierzulande den komplizierteren Zugang, bislang erfolgreich. Insbesondere der Berufsverband der Frauenärzte und die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe halten dagegen, verweisen auf das neuere Präparat Ulipristalacetat, das besser wirksam sei und länger eingenommen werden könnte. Da es aber erst seit 2009 zugelassen ist, kann hierfür die Rezeptfreiheit frühestens 2014 erteilt werden. Das Problem wäre damit erst mal vom Tisch - die Frauen müssten sich weiter ärztlich beraten lassen.

Zwar streiten Ärzte das ab, aber anscheinend halten sie ihre Patientinnen ohne ihre Beratung nicht für verantwortlich genug im Umgang mit der eigenen Sexualität. Und das, obwohl selbst die WHO die Nachverhütung mit Levonorgestrel als »sehr sicher« einstuft. Der Widerstand ist ideologisch und politisch motiviert, davon ist nicht nur Peggi Liebisch von Pro Familia überzeugt, sondern auch das »Parlamentarische Forum für sexuelle und reproduktive Gesundheit«. In letzterem sind Bundestagsabgeordnete aller Parteien aktiv, nur die CDU beteiligt sich seit der letzten Bundestagswahl nicht mehr.

Eine Bremer Bundesratsinitiative für eine rezeptfreie »Pille danach« scheiterte jüngst. Damit es Levonorgestrel für alle im Notfall in der Apotheke geben kann, müsste das Gesundheitsministerium eine Verordnung an den Bundesrat weiterleiten. Dort könnten sich nach den Wahlen 2013 die Mehrheitsverhältnisse ändern. Nicht nur darauf hoffen die Akteurinnen aus Bundestag und Verbänden, darunter der Deutsche Frauenrat, Hebammen- und Familienberatungsverbände sowie das Netzwerk Frauengesundheit: 2013 wird Pro Familia mit anderen eine Kampagne zugunsten der Rezeptfreiheit von Levonorgestrel starten.

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