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Kairoer Konfrontationen

Roland Etzel über den Verfassungsentwurf der Muslimbruderschaft

  • Lesedauer: 2 Min.

Kairo taumelt von einer Krise in die nächste. Die Opposition läuft Sturm gegen den Verfassungsentwurf des von der Muslimbruderschaft dominierten Gremiums. Zwar bilden die Demonstranten den aktiven Teil der ägyptischen Gesellschaft ab: die Mittelschicht der Großstädte, deren Jugend und alle anderen Gruppen, die das noch frische Gefühl des Gewinns an Demokratie und Pluralismus zugunsten einer Islamisierung der Gesellschaft schon wieder verschwinden sehen. Die Mehrheit im Lande repräsentieren sie damit dennoch nicht.

Bei einem Referendum über diese Verfassung ist zu erwarten, dass sie auch ohne übliche Wählerbeeinflussung aus den Moscheen und sonstige Winkelzüge der Muslimbrüder eine sichere Mehrheit findet. Die städtischen Gegner der Muslimbrüder im Verfassungskomitee hatten es diesen zusätzlich leicht gemacht, als sie sich, ernüchtert über ihre Minderheit, frühzeitig in den Schmollwinkel zurückzogen.

Allerdings laufen Präsident Mursi und die Muslimbruderschaft Gefahr, damit einen Pyrrhussieg in die Scheuer zu fahren. Mehrheit hin oder her: Bereits jetzt befinden sich die ökonomische Daten Ägyptens im Sinkflug. Eine fortdauernde Konfrontation auf der Straße wird dies nur noch beschleunigen. Es käme also auf einen behutsamen und dennoch zügigen Interessenausgleich an, woran alle Seiten interessiert sein sollten. Die vagen Andeutungen Mursis, der »Feind« stehe irgendwo im Ausland, deuten nicht darauf hin, dass diese Erkenntnis bereits da ist.

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