Le Capitaine

Amadou Haya Sanogo hat in Mali den Premier abgesetzt

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 2 Min.

Mali ist der achtgrößte Staat Afrikas mit 1,24 Millionen Quadratkilometern, doch nur einen sehr geringen Teil davon, kaum mehr als den Großraum um die Hauptstadt Bamako, kontrollierte die Regierung von Ministerpräsident Cheick Modibo Diarra. Sogar damit war es am Montagabend vorbei - und das ist das Werk von Amadou Haya Sanogo, seines Zeichens Hauptmann der malinesischen Armee.

Damit hat Sanogo schon zum zweiten Mal in diesem Jahr ins Rad der Geschichte seines Landes gegriffen. Im Frühjahr hatte er gemeinsam mit anderen Heeresoffizieren einen Staatsstreich angezettelt und Präsident Amadou Toumani Touré aus dem Amt gejagt. Damals fuhren Militärfahrzeuge vor dem Präsidentenpalast auf, und es gab es noch tagelang Unruhen, ehe sich die Putschisten der Macht sicher sein konnten. Diesmal genügten Sanogo 15 Soldaten, mit denen er gekommen war, um dem Premier zu verdeutlichen, dass seine Regierungszeit beendet ist. Allerdings ist ein Hauptmann (Capitaine) in Mali, wo es wie in den meisten schwarzafrikanischen Staaten keine Generalsränge in der Armee gibt, schon ein sehr hoher Dienstgrad.

Mali gilt als aktuell größter Krisenherd Afrikas, seit im Norden zum Verdruss Westeuropas Islamisten etwa ein Drittel des Landes abgespalten und den Separatstaat Azawad ausgerufen haben. Sanogo ist nun sehr darum bemüht, von Anfang an seine politischen Ambitionen zu erläutern, um den aufgeschreckten Westen zu beruhigen, denn der Staatshaushalt seines bettelarmen Landes ist chronisch defizitär und ohne Auslandshilfe nicht zu finanzieren.

Und offenbar ist er im Umgang mit den Medien nicht ungeschickt. Nur Stunden nach dem Coup ließ er den abgesetzten Diarra im mali᠆nesischen Fernsehen erklären, dass es sich selbstverständlich nicht um einen Putsch handle. Sanogo selbst gibt rund um die Uhr Interviews für ausländische Sender. Premierminister werden will er nach wie vor nicht. Sein Titel klingt auch um einiges erhabener: Präsident des Nationalkomitees für die Wiederherstellung der Demokratie und den Wiederaufbau des Staates.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.