Schäubles Handschrift
Simon Poelchau über Bankenaufsicht und Eurorettung Schäubles
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) kann sich freuen. Wieder einmal hat sich ihr Quasi-Vizekanzler und Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) in einem Verhandlungsmarathon gegen seine europäischen Kollegen durchgesetzt. In weiten Teilen trägt die neue Bankenaufsicht eine deutsche Handschrift. Doch ist damit bei der Eurorettung geholfen?
Schon seit über zwei Jahren verlangt das EU-Parlament die Einführung einer gemeinsamen Bankenaufsicht. Denn wenn die Krise eins gezeigt hat, dann dies: Desolate Banken können nicht nur die heimische, sondern die Wirtschaft der gesamten Eurozone in den Abgrund reißen. Lange Zeit bremsten die deutschen Verhandler die Einführung eines einheitlichen Aufsichtsmechanismus, indem sie stur auf ihren Standpunkten verharrten. So wurde ein wichtiger Baustein in der Regulierung der Finanzmärkte erfolgreich verschleppt. Und auch der jetzt gefundene Kompromiss ist nicht der lange erwartete große Wurf. Denn die neuen Aufseher werden wahrscheinlich nur die rund 150 größten europäischen Banken überwachen dürfen. Die absolute Mehrzahl der über 6000 Banken der Eurozone wird weiterhin unter rein nationaler Kontrolle bleiben, obwohl auch von ihnen ein Risiko ausgehen kann.
Längst in weite Ferne gerückt ist die Einführung eines gemeinsamen Einlagesicherungsfonds. Durch den wären die kleinen Sparer europaweit vor einer Bankenpleite gesichert. Dafür gibt es den Sicherungsfonds für die Großen. Der heißt ESM und für den haften notfalls die Steuerzahler.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.