Tote Kinder
René Heilig fragt sich, ob es einen Unterschied im Tod gibt
Tote Kinder ... Die Berichte über das Schulmassaker von Newtown (USA) war für viele, sehr viele weltweit kaum auszuhalten. Medien waren vor Ort, so konnte man live dabei sein. Man hörte Kinder schildern, wie ihre Freunde umgebracht wurden. Man sah in verzweifelte Augen von Eltern. Und man erlebte, wie allmählich das aus anderen Amoklauf-Berichterstattungen bekannte Ritual einsetzte: immer gleiche Fragen ohne Antworten, hilflose Erklärungsversuche auf Pressekonferenzen, Mutmaßungen über den Täter. Tote wurden zu Helden verklärt. Ein Priester zitierte aus der Bibel, ein Rabbi sang, der Präsident der USA erschien.
Am Montag sind zehn Mädchen im Alter zwischen neun und 13 Jahren getötet worden. Es waren keine Medien vor Ort, der Präsident wird nicht zur Trauerfeier kommen. Aus dürren Agenturmeldungen kennen wir als Ort des Schreckens gerade noch den Namen einer Provinz: Nangarhar. Das liegt in Afghanistan. Von den Opfern wissen wir kaum mehr als von ihrem Mörder. Sein Werkzeug war eine Landmine. Vielleicht hat sie ein Rotarmist vor Jahren gelegt oder jüngst erst ein Aufständischer?
Eigentlich, so sollte man meinen, gibt es keinen Unterschied im Tod. Folglich gibt es keinen Unterschied in Schmerz und Verzweiflung jener, die ihre Geschwister, Kinder oder Enkel verloren haben. In Newtown ist solch ein Verbrechen fürchterliche Ausnahme, in Afghanistan Alltag.
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