Falscher Film
Ingolf Bossenz über private Handfeuerwaffen in den USA
Harry Callahan wusste es aus Erfahrung: »Die bläst einem den Kopf weg.« Er meinte damit seine Waffe, einen riesigen Revolver der Firma Smith & Wesson Mod. 29 im Kaliber .44 Magnum. Dass »Dirty Harry« (Clint Eastwood) im gleichnamigen Film von Regisseur Don Siegel aus dem Jahr 1971 mit einem Schießeisen des größten US-Produzenten von Handfeuerwaffen die Kriminellen zur Strecke brachte, war ideale Werbung für das Unternehmen in Springfield (Massachusetts).
1852 gegründet, konnte Smith & Wesson von dem knapp zehn Jahre später ausbrechenden Nord-Süd-Sezessionskrieg bestens profitieren und leistete in 160 Jahren einen entscheidenden Beitrag zur Aufrüstung der Privathaushalte in den USA. Erst Anfang Dezember hatte der Waffenhersteller bei Gewinn und Umsatz die Erwartungen übertroffen. Für das zweite Quartal des Geschäftsjahres meldete man einen Gewinn von 21,2 Millionen Dollar oder 0,31 Dollar pro Aktie, verglichen mit einem Vorjahresgewinn in Höhe von 1,6 Millionen Dollar oder 0,02 Dollar pro Aktie. Der Gewinnausblick wurde daraufhin erhöht.
Unglück im Glück: Im Ostküstenstädtchen Newtown massakrierte ein Amokschütze 20 Kinder und sieben Erwachsene. Im Gefolge der neu entflammten Diskussion um schärfere Waffengesetze fiel an der New Yorker Börse umgehend der Wert der Smith & Wesson-Aktie. Im Parkett des Wertpapierhauses wurde eine Schweigeminute eingelegt. Immerhin: Nicht für Smith & Wesson, sondern für die Toten von Newtown.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.