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Einer-Tandem
Tim Höttges, Finanzvorstand und bald Vorstandsvorsitzender der Telekom
Timotheus Höttges freut sich auf eine Beförderung: Er wird neuer Telekomchef. Ende 2013 will der bisherige Vorstandsvorsitzende René Obermann seine Stellung an ihn abtreten. Überrascht, aber wenig fasziniert quittierten Aktionäre und Finanzwelt diese Ankündigung. Daran ist sicherlich auch die gemischte Bilanz des Chef-Tandems Obermann-Höttges Schuld. Höttges ist momentan Finanzvorstand des Konzerns. Unter seinen Fittichen mussten die Unternehmenstöchter KPN, Telefónica und France Télécom im letzten Jahr dem Verfall ihrer Aktien zuschauen. Auch auf dem US-Markt sieht es nicht rosig aus. Ende 2011 scheiterte der Verkauf der Auslandstochter T-Mobile USA, jetzt soll mit dem Mobilfunkanbieter Metro PCS fusioniert werden - Experten rechnen aber auch diesem Deal keine guten Chancen aus. Im Oktober hatte Obermann die Verantwortung für das US-Geschäft offiziell an Tim Höttges übergeben, jetzt soll der 50-Jährige es weltweit richten. Die Medien bezeichnen ihn ohnehin oft als den Macher im Hintergrund. Er muss nun den Sparplan zur Sanierung des Mutterkonzerns umsetzen, den Obermann vor zwei Wochen dessen Investoren verkündete.
Die Wahl der Nachfolge dürfte mit dem persönlichen Verhältnis der beiden zusammenhängen. Höttges gilt als enger Vertrauter des Telekom-Noch-Chefs. Sie arbeiteten schon bei T-Mobile gemeinsam im Leitungsteam, privat treffen sie sich regelmäßig zum Joggen. Als Konzernoberhaupt holte Obermann den Rheinländer 2009 in den Vorstand. Jetzt tritt der das Erbe auf dem Vorsitzendenposten an. Mit einer Berufung auf den Chefsessel verabschiedet es sich aber sicherlich leicht vom Freund und Mentor.
Fraglich bleibt der Grund für Obermanns Abgang: »Ich will wieder mehr Zeit für Kunden, Produktentwicklung und Technik haben«, gab der an. Näher an das operative Geschäft also - normalerweise ein deutlicher Rückschritt auf der Karriereleiter eines Managers. Macht sich Obermann etwa selbstständig? Im nächsten Jahr hätten er und Höttges als Doppelspitze erst mal aber »noch viel vor«. Man darf gespannt sein.
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