Weihnachten - gans und gar
Ingolf Bossenz über das größte Schlachtfest des Jahres
Weihnachten, Fest der Liebe. Hierzulande natürlich auch der Tierliebe, die den Deutschen sprichwörtlich zu eigen ist. Millionenfach landen die geliebten Kreaturen denn auch auf den Festtagstellern.
Kritiker dieses kulinarischen Brauchtums sprechen von Weihnachten als dem »größten Schlachtfest des Jahres«. Das mag polemisch gemeint sein, faktisch stimmt es. Warum aber, so ist zu fragen, sollte eine Ernährungskultur, der ein in anderen Dingen durchaus zerstrittenes Volk fast in toto anhängt, ausgerechnet zum schönsten Fest des Jahres nicht opportun sein? Zumal der Kampf Gans gegen Gewissen ja offenbar in immer mehr Köpfen tobt. Worauf allein schon die alljährlichen TV-Wiederholungen der »Weihnachtsgans Auguste« hinzuweisen scheinen. Dass in der Realität am Ende die Gans gewinnt, also verliert ... Nun ja.
Immerhin gibt es Bio-Gänse, aus regionaler Zucht gar, die ein artgerechtes, womöglich glückliches Leben hinter sich haben. Doch warum macht Bioware beim Fleischumsatz nur zwei Prozent aus? (Bei Gänsen, die vor allem importiert werden, dürfte es noch weniger sein.) Weil auch das Biotier sterben muss für kurzen menschlichen Genuss. Da nimmt sich der Verbraucher, bestens auf- und abgeklärt, lieber der im Leben Benachteiligten an. Und Weihnachten ist einem so ein Wesen doch nahe wie sonst nie - wenn es, gut durchgebraten, auf dem Tisch liegt.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.