Falscher Ehrenhain

René Heilig über den geplanten Ehrenhain für die in Afghanistan gestorbenen Bundeswehrsoldaten

  • Lesedauer: 2 Min.

Potsdam soll Standort eines Ehrenhaines für die in Afghanistan gestorbenen Bundeswehrsoldaten werden. Das haben der evangelische Militärbischof Dutzmann und sein katholischer Kollege Overbeck dem Verteidigungsminister vorgeschlagen. Bislang kamen 52 Deutsche in Leichensäcken vom Hindukusch zurück: 34 starben - wie es im Militärjargon heißt - »durch Fremdeinwirkung«, 18 stürzten mit einem Hubschrauber ab, einige hantierten unsachgemäß mit Waffen, drei suchten sich ihren Ausweg aus dem Leben selbst.

Jedes Schicksal, das sich in vielfachem Leid fortsetzt, ist beklagenswert. Gerade deshalb sollte man nachfragen, ob man an diesem Hain wirklich den Toten eine - wie auch immer geartete - Ehre erweisen will oder ob da nicht ein Ort geschaffen werden soll, an dem mit falschem Pathos neue Opfer rekrutiert werden. Gibt es nicht auf fast jedem Dorf so einen zumeist adlergekrönte Stein? Haben diese Denkmale dazu beigetragen, Kriege zu verhindern? Das ist schon deshalb unmöglich, weil der »Wahnsinn Krieg« zu einseitig widergespiegelt wird - es fehlen die Namen der Frauen, Männer und Kinder, die von den geehrten »Helden« und ihren überlebenden Kameraden umgebracht wurden. Die beiden Militärgeistlichen haben offensichtlich nicht vor, an dem geplanten Potsdamer Ehrenhain eine zweite Tafel zu segnen, eine für tote Afghanen. Deutschland gönnt ja nicht einmal den 140 Bombenopfern vom Kundus-Fluss Anerkennung und den Hinterbliebenen eine Entschädigung.

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