Mehrwertsteuerregelung bleibt wie sie ist
Regierung will in dieser Legislaturperiode keine Überarbeitung mehr
Berlin (dpa/nd). Eine Reform der kaum noch durchschaubaren Ausnahmen bei den Mehrwertsteuersätzen ist mindestens bis zur Bundestagswahl vom Tisch. »In dieser Legislaturperiode wird es keine Initiative in Sachen Mehrwertsteuer geben«, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin.
Mittelstands-CDU für Änderung
Union und FDP hatten 2009 im Koalitionsvertrag vereinbart, die vielen Ausnahmen bei den Mehrwertsteuersätzen zu überprüfen. Treffen einer Reform-Kommission waren aber immer wieder abgesagt worden. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte die Hoffnung auf eine grundlegende Reform wegen fehlender Mehrheiten in Bundestag und Bundesrat schon vor Monaten aufgegeben.
Der reduzierte Mehrwertsteuersatz wurde 1968 eingeführt. Damit sollte eigentlich das Existenzminimum privilegiert werden. Es geht um subventionierte Produkte, die dem Gemeinwohl dienen - wie Lebensmittel, Bücher oder Zeitungen, aber auch Leistungen im öffentlichen Nahverkehr oder Kulturangebote. Insgesamt umfasst die Liste rund 50 Punkte mit zum Teil etlichen Unterpunkten. Mit sieben Prozent liegt der ermäßigte Satz weit unter dem Regelsatz von 19 Prozent.
Die »Bild«-Zeitung hatte am Freitag berichtet, dass der Wirtschaftsflügel der Unionsfraktion im Bundestag den ermäßigten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent abschaffen wolle. Gleichzeitig solle der allgemeine Satz von derzeit 19 Prozent auf 17 Prozent gesenkt werden. Der Vorsitzende des Parlamentskreises Mittelstand, Christian von Stetten (CDU), sagte der »Bild«, das jetzige Mehrwertsteuerrecht sei »hochgradig kompliziert« und mit seinen nicht nachvollziehbaren Ausnahmeregelungen weder Unternehmen noch Privatpersonen zumutbar. »Wir werden uns noch in diesem Jahr mit dem Thema beschäftigen.«
Bericht über Kürzungen
Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums wies einen Bericht über angebliche Milliarden-Sparpläne von Minister Wolfgang Schäuble (CDU) für die kommenden Jahre zurück. Die Haushaltseckwerte für die Jahre 2014 bis 2017 würden auf Staatssekretärsebene erarbeitet, im März werde es dazu einen Kabinettsbeschluss geben. Dadurch werde dann maximale Transparenz hergestellt, wie sich das Ministerium den Haushalt 2014 vorstelle. »Das hat überhaupt nichts mit Heimlichtuerei oder angeblichen Sparplänen zu tun«, sagte der Sprecher.
Zu einem Bericht der »Rheinischen Post«, nach dem Schäuble im Haushalt 2014 fünf bis sechs Milliarden Euro gegenüber der bisherigen Finanzplanung einsparen wolle, sagte der Sprecher: »Die Zahlen kommen nicht aus unserem Haus.« Die Zeitung schrieb, die Einsparungen seien notwendig, um das von Union und FDP festgesetzte Ziel eines strukturell ausgeglichenen Haushalts im Jahr 2014 zu erreichen. Unions-Fraktionsvize Michael Meister (CDU) sagte dem Blatt: »Wenn wir die sogenannte strukturelle Null 2014 erreichen wollen, müssen wir eine Lücke von etwa fünf Milliarden Euro schließen.« Dies werde nur durch Ausgabenkürzungen gehen.
Die Koalitionsspitzen hatten sich Anfang November darauf geeinigt, das strukturelle Defizit des Bundes bereits 2014 auf Null zu senken, nicht erst 2016.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!