Drei Wege zum »Grünen Geld«
Alternative Geldanlagen - es muss nicht die Deutsche Bank sein
Spätestens seit die Deutsche Bank AG die Postbank mit ihren über zehn Millionen Kunden geschluckt hat, stellen sich viele die Frage, wo sie ihr Geld noch mit gutem Gewissen sparen können?
Eine Alternative ist Deutschlands »grüner« Bankenmarkt. Und der wird sogar immer bunter. Mit der niederländischen Triodos versucht gerade keine Geringere als »Europas führende Nachhaltigkeitsbank« im vergleichsweise großen grünen Markt in Deutschland eine Lücke zu entdecken.
Jeder Sparer könne viel ausrichten mit seinem Geld, sind die Triodos-Banker überzeugt von sich. So könnten deutsche »Spargroschen« die Umwelt beleben oder eine schonend produzierende Wirtschaft fördern. Und zum guten Gewissen gibt es obendrauf für den Anleger noch eine gute Rendite, verspricht die Reklame der Triodos-Niederlassung in Frankfurt am Main. Aber was ist wirklich dran an solchen Versprechungen?
Ein Dutzend Banken in Deutschland aktiv
Die Expansion der Holländer ins östliche Nachbarland begann vor gut drei Jahren, mitten in der Krise. Was für eine Alternativbank kein schlechter Zeitpunkt sein muss. »Ethisch-ökologische Banken zählen weltweit zu den Gewinnern der Finanzkrise«, hat Anno Fricke, Experte der Stiftung Warentest und Ratgeberautor (»Grüne Geldanlage«), festgestellt. Wegen des Vertrauens, das die Etablierten verspielt haben.
In Deutschland sind mehr als ein Dutzend Banken aktiv, die ihre Geschäfte mit einem ökologischen, sozialen oder ethischen Anspruch verknüpfen. Beispielsweise der Oldie unter den Alternativen mit anthroposophischen Wurzeln, die GLS Bank, die 2003 die legendäre Ökobank übernahm und damit ein linkes Vorzeigeprojekt vor dem vollständigen Zusammenbruch rettete. Da sind die eher kommerzielle Umweltbank, die ostdeutsche Ethikbank, ein Direktbank-Ableger der Volksbank Eisenberg, und die meist größeren Kirchenbanken, die sich überwiegend an Christen einer bestimmten Konfession wenden.
Versuch des Aufstiegs in die erste Grün-Liga
In diesen Kreis versucht seit 2009 auch die niederländische Triodos Bank einzudringen. Noch hat sie bundesweit erst einige tausend Kunden, doch während dieses Herbstes gelang mit der Einführung eines Girokontos der Aufstieg in die erste Grün-Liga, jedenfalls, was das Produktangebot betrifft.
An Triodos sehen wir beispielhaft, wie unterschiedlich Alternative sein können. Triodos ist eine Aktiengesellschaft. Triodos macht Geschäfte in fünf europäischen Ländern - neben den Niederlanden sind das Belgien, Großbritannien, Spanien und seit Kurzem nun auch Deutschland. Und Triodos greift nicht auf außenstehende, auf Umweltthemen spezialisierte Ratingagenturen zurück. Man unterhält stattdessen eine eigene Researchabteilung, um Marktteilnehmer und mögliche Anlagefelder zu beobachten.
Seiner internationalen Ausrichtung folgend, legt Triodos die Spargelder seiner Kunden grenzüberschreitend an. Das könne durchaus umweltfreundlich sein, versichert eine Sprecherin von Triodos-Deutschland. Schließlich lasse sich im spanischen Zentralland mehr Sonnenenergie erzeugen als im Ruhrgebiet, und der Wind an der belgischen Nordseeküste wehe kräftiger als an der deutschen Ostsee. Die Triodos-Idee erinnert andererseits an die Idee der »optimalen Kapitalallokation« - das Kapital wird global dort angelegt, wo es den größten Nutzen, größten Profit (für wenige) verspricht -, wie sie wirtschaftsliberale Ökonomen und private Geldgiganten predigen.
Tatsächlich ist Triodos wohl diejenige unter den Grünen, die am stärksten auf privates Unternehmertum setzt. »Wir wollen nicht nur eine Bank für Weltverbesserer sein«, sagte der Vorstandsvorsitzende Peter Blom in einem Interview, »sondern eine Bank für alle, die einen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit gehen wollen.«
Als einzige Nachhaltigkeitsbank biete man sowohl Unternehmenskredite als auch Anlagechancen in zahlreichen europäischen Ländern. Blom sieht seine Bank sogar als weltweit führend im Öko-Bankbusiness. Mit 200 000 Kunden allein in den Niederlanden habe sie so viele Kunden wie alle Alternativen in Deutschland zusammen. Zumindest die Kirchenbanken dürfte Blom dabei vergessen haben.
Wurzeln in alternativem Zentrum in Amsterdam
Nachhaltigkeit schreiben sich mittlerweile fast alle Kreditinstitute, auch konventionelle, auf ihre Reklamefahnen für die Kundenakquise. Ein bisschen mehr darf es bei Triodos schon sein. Ihr Name ist dem griechischen »drei Schritte« entlehnt: Sie finanziert Unternehmen, die ökologisch, sozial oder - und das ist ungewöhnlich in der Grün-Szene - kulturell engagiert sind.
Hervorgegangen ist die Bank aus einem alternativen Zentrum in Amsterdam mit Buchladen, Biolebensmitteln und Café. Als die Aktivisten »ihr« Haus kaufen wollten, so die Legende, fand sich keine Bank bereit, einen Kredit zu geben. Gründer und Chef Peter Blom machte aus der Not eine Tugend und gründete 1980 die Triodos Bank N.V. Mittlerweile herrscht sie über eine Bilanz von rund fünf Milliarden Euro. Was imposant klingt, aber gerade mal dem Geschäftsvolumen einer mittelgroßen Sparkasse entspricht.
Erstaunlicherweise reichte das aus, um den früheren Finanzvorstand von Shell, Margot Scheltema, als Vizepräsidentin zu gewinnen. Im April letzten Jahres wurde sie in den Verwaltungsrat des Schweizer Pharmakonzerns Lonza berufen. »Wie grün ist das denn?«, fragen nicht nur Skeptiker.
»Mit meinem Geld bewege ich was«, wirbt Triodos nun auch um Vertrauen unter gewöhnlichen Sparern. Mit deren Einlagen werden 2000 Projekte in fünf Ländern mit Krediten versorgt: Läden für fairen Handel, Biobauernhöfe, Altenheime, Windparks, Meditationszentren. Unternehmen, die wohl allesamt auch von normalen Banken und Sparkassen Kredit bekämen.
Ob das reicht, um Triodos-Kunde zu werden? »Die Antwort muss jeder Anleger für sich treffen«, meint Nils Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Schließlich habe jeder Mensch seine eigene Ethik.
Hermannus Pfeiffer
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