Kairoer Küsse
Roland Etzel über palästinensische Versöhnungsbekundungen
Palästinensische Versöhnungsbekundungen gab es in jüngster Zeit nicht wenige. Ihre Verlässlichkeit war in aller Regel gering. So ist man auch jetzt kaum geneigt, die Bruderküsse von Kairo zwischen Fatah-Chef Mahmud Abbas und dem Exil-Chef der Hamas, Chaled Maschaal, als Beweis künftiger Gemeinsamkeit zu werten. Tief noch klafft der Riss vom Juni 2007, als sich die Milizen beider Seiten im Gaza-Streifen eine blutige Schlacht lieferten. Abbas‘ Leute hatten fortan in Gaza nichts mehr zu sagen - und umgekehrt die Hamas nichts in Ramallah.
Begegnungen führender Vertreter der beiden großen palästinensischen Bewegungen gab es danach durchaus, ohne erkennbare Resultate. Wie auch? Es trennt sie mehr als der Zusammenprall von 2007. Die Fatah ist von jeher säkular orientiert, mit teilweise sozialistischen Einsprengseln. Hamas dagegen blickt nach Mekka, sieht sich in der politischen Ausrichtung sehr deutlich dem sunnitischen Islam verpflichtet.
Was der arabische Frühling alles war, darüber gibt es divergierende Ansichten. Unstrittig aber ist er ein islamischer - mit neuen Antworten auf ungelöste Nahostfragen. Mursi, der ägyptische Muslimbruder als Präsident, hat die Hamas schon 2011 aus dem Status der verfemten Desperados geholt und bleibt auf diesem Kurs. Katar winkt ihnen mit Petrodollars. Die bleiernen Jahre der arabischen Gleichgültigkeit gegenüber den palästinensischen Angelegenheiten scheinen vorbei. Das macht der Aussöhnung Beine, unter welchen Vorzeichen auch immer.
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!