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Chronik einer Pleite

  • Lesedauer: 2 Min.

Als es vor einem Jahr hieß, Schlecker sei pleite, war das ein Schock für die bundesweit 25 000 Beschäftigten, überwiegend Frauen. Ganz überraschend allerdings kam die Insolvenz des einstigen Drogeriemarktriesen nicht. Schon in den Monaten vorher war deutlich geworden, dass Schlecker finanzielle Probleme hat. Der Drogerie-Marktführer hatte 1000 Filialschließungen angekündigt, suchte nach Geldgebern. Das nützte nichts. Der Ablauf der Insolvenz schlug dann hohe politische Wellen. Zwar wurde zunächst aus fast allen politischen Lagern angekündigt, man wolle helfen, doch in den folgenden Monaten schoben sich Parteien, Landerregierungen und Bund wie beim Ping-Pong-Spiel gegenseitig die Verantwortung zu, und letztlich tat sich nichts. Eine Transfergesellschaft, um die entlassenen Mitarbeiterinnen zu schulen, scheiterte am Widerstand der FDP. Von den einstigen Schlecker-Mitarbeiterinnen, viele über 50 Jahre alt, viele ohne reguläre Ausbildung, sucht rund die Hälfte aktuell noch eine neue Arbeit. 2600 haben sich aus der Arbeitslosigkeit abgemeldet. Ob sie in Rente, im Mutterschutz, langzeitkrank oder in Umschulungsmaßnahmen sind, ist statistisch nicht erfasst.

Der Ulmer Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz versucht zurzeit, von der Familie Schlecker Geld einzutreiben. Er vermutet, dass Firmengründer Anton Schlecker vor der Insolvenz Vermögen an Familienmitglieder übertragen hat. Nach Berichten des »manager magazins« geht es um 10 Millionen Euro. Noch versuche man, mit der Familie einen Vergleich zu schließen. Sollte der nicht zustande kommen, behält Geiwitz sich eine Klage vor. Selbst wenn das Geld fließen sollte, werden die Beschäftigten, die mangels Masse keinerlei Abfindungen bekommen haben, weiterhin keinen Cent sehen. Bei Insolvenzen stehen Arbeitnehmerforderungen auf der Liste der Gläubiger immer ganz am Ende. gvl

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