Diesmal geht's nur ums Geld

IG Metall Baden-Württemberg startet in die Tarifrunde - Forderung wird jetzt in den Betrieben diskutiert

  • Gesa von Leesen, Filderstadt
  • Lesedauer: 2 Min.
Einen »konjunkturellen Zuschlag« will die IG Metall in der anstehenden Tarifrunde fordern.

Traditionell orientiert sich die IG Metall bei ihrer Tarifforderung an der gesamtwirtschaftlichen Produktiktivitäts- plus der Inflationsentwicklung. Demnach stünden den 740 000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie im Südwesten dieses Jahr zwischen 3 und 3,5 Prozent zu, sagte Bezirksleiter Jörg Hofmann am Dienstag nach der Sitzung der Großen Tarifkommission in Filderstadt bei Stuttgart. »Angesichts der Ertragskraft der Betriebe werden wir darüber hinaus einen konjunkturellen Zuschlag fordern.« Wegen der Finanzkrise erwarte man in diesem Jahr keinen besonderen Aufschwung, doch 2012 habe die Branche hervorragend verdient. Laut dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall war es das drittbeste Jahr seit zwei Dekaden, so Hofmann. Auch in der IG Metall wisse man, dass sich die Lage der Unternehmen differenziert darstelle, doch davon will sich die Gewerkschaft nicht abschrecken lassen. Hofmann: »Für die Kollegen bleibt der Preis an der Supermarktkasse derselbe, egal, wo sie arbeiten.«

Ein Mitglied der Tarifkommission berichtete, auf der Sitzung hätten sich die Forderungsvorschläge zwischen fünf und sieben Prozent bewegt. Die Diskussion geht nun aber zurück an die Basis, also in die Betriebe. Ende Februar wird sich die Tarifkommission wieder treffen, um eine konkrete Prozentzahl zu formulieren.

Angesichts der Tatsache, dass es diesmal ausschließlich ums Geld geht, erwartet Hofmann zügige Verhandlungen mit Südwestmetall. »Man muss ja nicht x Verhandlungsrunden drehen, nur um eine Zahl zu finden.« Er hoffe, dass die Arbeitgeber diesmal noch während der Friedenspflicht, die am 1. Mai endet, ein Angebot vorlegen. Dann könne man sich zügig auf ein Ergebnis hin bewegen.

Auf »qualitative Themen« für die Tarifrunde verzichtet die IG Metall in diesem Jahr. Dafür benötige man mehr Vorbereitungszeit, sagte Hofmann. Die Tarifrunde 2012 habe gezeigt, dass es sich lohne, qualitative Verbesserungen etwa zur Übernahme von Auszubildenden zu vereinbaren: Wurden im Jahr davor nur 20 Prozent unbefristet übernommen, seien es nun zwei Drittel gewesen.

Zudem beschäftigt sich die Gewerkschaft mit den Folgen des Tarifabschlusses zur Leiharbeit, in dem Branchenzuschläge vereinbart wurden. Während sich vor allem größere Leiharbeitsfirmen daran hielten, zeigten sich viele kleinere sehr kreativ, die Zuschläge zu umgehen. Derzeit sammele die IG Metall die Verstöße, im März werde man sie öffentlich machen. Hofmann: »Aber wir bleiben dabei: Bei Leiharbeit und Werkverträgen muss der Gesetzgeber ran.«

In diesem Jahr macht Bayern bei den Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie den Auftakt. Die bundesweit erste Verhandlungsrunde beginnt am 19. März in München. Im Bezirk Mitte, der Hessen, Rheinland-Pfalz, das Saarland und Thüringen umfasst, kündigte die Tarifkommission der IG Metall den Entgelttarifvertrag.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.