Winter trübt Arbeitsmarktzahlen
Über drei Millionen ohne Job / Bundesagentur: Krise wirkt sich nicht aus
Nürnberg (Agenturen/nd). Die Zahl der Erwerbslosen in Deutschland ist im Januar erstmals seit März 2012 wieder über die Drei-Millionen-Marke gestiegen. Insgesamt suchten zuletzt 3,138 Millionen Menschen einen Job, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag mit. Gegenüber vergangenem Dezember stieg die Erwerbslosenzahl um 298 000, ein Anstieg in dieser Größenordnung ist jahreszeitbedingt üblich. Im Vergleich zum Januar 2012 lag die Zahl der Jobsuchenden allerdings um 54 000 höher. Die Arbeitslosenquote kletterte um 0,7 Prozentpunkte auf 7,4 Prozent.
BA-Chef Frank-Jürgen Weise sagte, der Anstieg habe rein saisonale Gründe, »die ungünstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen« hätten »nur wenige Spuren hinterlassen«. So sei die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl, bei der z. B. Wettereinflüsse herausgerechnet seien, um 16 000 gesunken. Beim Ausblick zeigte sich Weise zurückhaltend. Insgesamt gelte für 2013 die »Überschrift Unsicherheit«. Der Blick über das laufende Jahr hinaus biete aber »gute Argumente, dass es dann nicht schlimmer werden müsste, sondern besser werden kann«.
Auch Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) übte sich in vorsichtigem Optimismus: Die vorliegenden Zahlen seien Zeichen eines sehr guten und robusten Arbeitsmarktes, sagte sie am Donnerstag in Berlin. Dieser benötige aber dennoch weiter hohe Aufmerksamkeit, »weil wir ein fragiles Umfeld haben«, so von der Leyen. »Wenn jetzt nichts Unvorhergesehenes - Wirtschaftseinbrüche oder externe Schocks - kommen, dann dürfen wir sicherlich Mitte 2013 wieder mit einer Erholung rechnen«, sagte sie.
Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Sabine Zimmermann, kritisierte dagegen, dass die Bundesregierung trotz immer lauter schrillender Alarmglocken am Arbeitsmarkt »unbeirrt an ihrer krisenverschärfenden Politik« festhalte. Dass die Aufträge aus den europäischen Krisenländern - deren Notlage durch die deutschen Spardiktate verschärft werde - einbrächen, komme langsam aber sicher bei der hiesigen Wirtschaft an. Die Folge seien steigende Erwerbslosenzahlen auch hierzulande. Um die Folgen dieser Entwicklung zumindest abzufedern, müsse die Bundesregierung den begonnenen Kahlschlag bei der aktiven Arbeitsmarktpolitik stoppen, so Zimmermann.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.