Was für ein komischer Vogel
Gelungene Verfilmung vom Gerbrand Bakker’s Bestseller «Oben ist es Still»
«Du musst los». «Ich will bleiben».Vater und Sohn teilen zwar die extreme Müdigkeit um ihre Wohngemeinschaft, aber sonst besteht ihr Miteinander aus Widerspruch und Verständnislosigkeit. Der Film von Nanouk Leopold ist reich an verdrängten Gefühlen – mitten in den Niederlanden.
Keine Kopfkissengespräche: Dafür fehlt das Vertrauensverhältnis. Wenn der Vater seine Selbständigkeit verliert, trägt ihn der Sohn einfach nach oben. Auf dem letzten Stock des Familienbauerhofs ist er sozusagen gut „aufgeräumt“. Helmer richtet sich dann unten neu ein und streicht das Zimmer seines verstorbenen Bruders über. Jetzt ist Schluss mit der Vergangenheit: Mitte Fünfzig will Helmer in ein eigenes Leben starten.
Nun zwischen Kühe melken und Schaffen züchten kommt Helmer kaum aus dem Alltag des rudimentären Bauerhofs heraus. Der ungeliebte Sohn bewegt sich wie in Schwerelosigkeit. Das flache Land und ständiges Regnen hilft ihm nicht wirklich, den Groll zu vertreiben. Dennoch scheint Helmer immer mehr auf seine eigenen Bedürfnisse und Gefühle zu achten. Die zärtlichen Blicke des Milchfahrers bringen ihn durcheinander und die Annäherungen des jungen Hilfsarbeiters treffen auf seine beschädigte Weichheit.
Ein Knoten verdrängter Gefühlte
Der Fünfziger führt ein hartes Versteckspiel mit sich selbst. Die Langsamkeit des Films wird von der Quasi-Abwesenheit der Musik sowie den lakonischen Gesprächen verstärkt. Aber der Countdown ist schon längst gestartet. Das laute Schweigen verrät einen gequälten Menschen, so strikt mit sich selbst, dass seine Umgebung auch darunter leidet.
Die Interpretation des Hauptdarstellers, Jeroen Willems, ist bemerkenswert. Hinter der mürrischen Sensualität Helmers können die Zuschauer seine introspektiven Fragen hören, ohne dass sie mal ausgesprochen werden.
Mit Handkamera wurde die Verfilmung von Nanouk Leopold gedreht. Szenario und Regie der Niederländerin bleiben dem Bestseller von Gerbrand Bakker «Boven is het stil» treu: Melancholie, Resignation, ausgesetzte Emotionen und verbotene Sexualität.
Leider wird Jeroen Willems kein Lob für sein großartiges Spiel bei der Premiere von „Oben ist es Still“ bekommen können: Der niederländische Darsteller und Schauspieler ist unerwartet im letzten Dezember an Herzversagen gestorben.
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