Grüner Dauerpatient
Waldzustandsbericht 2012: Eichen geht’s nach wie vor sehr schlecht
Der Zustand des Waldes beschäftigt die Gesellschaft viele Jahrzehnte. Seit 1984 zeichnen die jährlichen Waldzustandsberichte ein unerfreuliches Bild von der Gesundheit deutscher Wälder. Die Erhebung für 2012 macht da keine Ausnahme. Beurteilt wurde der Kronenzustand von rund 10 000 Probebäumen an bundesweit über 400 Kontrollpunkten. Zwar ist von einer geringfügigen Verbesserung gegenüber dem Vorjahr zu lesen, doch schaut man genauer hin, so gilt das vor allem für den Durchschnitt. Danach sind 39 Prozent der Bäume ohne Schädigungen, zwei Prozent mehr als 2011. Im Detail zeigen sich lediglich bei Kiefern (die Hälfte ohne Schäden) und bei Buchen (22 Prozent schadfrei) deutliche Verbesserungen. Der Zustand der Fichten ist unverändert. Besorgnis erregend ist dagegen der Zustand der Eichen in unseren Wäldern. Lediglich 17 Prozent gelten aktuell als ungeschädigt, die Hälfte ist erheblich geschädigt. Als Ursache nennt der Bericht neben Fraßschäden von Schmetterlingsraupen Mehltaubefall an den neuen Austrieben.
Harsche Kritik kommt von den Umweltverbänden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bezeichnet den aktuellen Waldzustandsbericht als ein Armutszeugnis für die deutsche Waldpolitik, vor allem auch im Hinblick auf die Tatsache, dass sich der Zustand der Eichen nicht verbessert hat. »Von wirklicher Nachhaltigkeit ist die deutsche Waldpolitik auch 300 Jahre, nachdem dieser Begriff durch die Forstwirtschaft geprägt wurde, weit entfernt. Gesunde Mischwälder, alte Eichen und Buchen, die Wälder gefeit vor den Risiken des Klimawandels - überall Fehlanzeige«, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Der Diplom-Forstwirt kritisiert auch die Einordnung der Eichenschäden als natürlich. Damit werde das eigentliche Problem verschleiert. Der schlechte Bodenzustand aufgrund von Schadstoffeinträgen aus Landwirtschaft und Verkehr sei nach wie vor die Hauptursache für die Erkrankungen der Bäume. Eine weitere Ursache, so der Verband seien Monokulturen, insbesondere Fichten und Kiefernforste. Ihre Artenarmut mache sie instabil und anfällig für Insektenbefall und Sturmschäden. Nachahmenswerte Beispiele wie den Lübecker Stadtwald, in dem für alle Arten der Nutzung die Natur als Leitbild dient, gebe es auch hierzulande.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.