Unbeugsam

Rainer Einenkel ist Betriebsratsvorsitzender bei Opel in Bochum

  • Jörg Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Eine scheinbar nie endende Geschichte: Der Mutterkonzern General Motors erhöhte Ende des vergangenen Jahres ein weiteres Mal den Druck auf Opel-Bochum. Wenn Betriebsrat und Gewerkschaft nicht bis Februar einem Sanierungsplan zustimmen, lautete die Drohung, wird das traditionsreiche Werk, zudem die einzige Automobilproduktion im Ruhrgebiet, dicht gemacht. Endgültig.

Nun ist Februar, und ein für heute geplantes Gespräch hat die Konzernspitze kurzfristig abgesagt. Rainer Einenkel, langjähriger Betriebsratsvorsitzender in Bochum, kritisierte am Sonntag die Terminverlegung scharf. Er warf der GM-Führung »Kopf- und Konzeptlosigkeit« vor, sagte er der dpa, aber auch, ihm mache die Verlegung weniger Sorge als die Begründung: Man habe keine neuen Vorschläge zu unterbreiten. Für Einenkel, der seit Jahr und Tag bei Opel arbeitet, vermutlich eine weitere Kampfansage im sich seit langem hinziehenden Siechtum der nach Volkswagen einstigen Nummer zwei im westdeutschen Automobilbranche.

Schon 1973 wurde der damals 19-Jährige Jugendvertreter im Bochumer Werk, bildete sich bei der IG Metall fort, organisierte sich in der DKP, verließ diese 1988 wieder. Heute ist der dreifache Vater Betriebsratsvorsitzender im 1962 mit dem damals nigelnagelneuen Kadett eröffneten Werk, den vor 50 Jahren schon sein Vater baute. Im Jahr 2008 trat Einenkel von seinem kurz davor unterschriebenen Altersteilzeitvertrag zurück. Er könnte also längst im Ruhestand sein, aber das geht nicht.

Er kämpft weiter für sein Werk, für jeden Job, für jede Arbeitsstunde. Als die wiederkehrenden Schließungsgerüchte im vergangenen Frühjahr lauter wurden, sagte er dem Vorstand wieder den Kampf an, kündigte an: »Eine Schließung von Opel-Bochum würde für General Motors und Opel die teuerste Werksschließung aller Zeiten werden.« Damit stünde dann auch die vermutlich widerständigste Opel-Belegschaft vor dem Aus.

Die Verhandlungen um die Sanierung soll am 15. und 16. Februar fortgesetzt werden. Einfach wird das nicht.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.