Novartis' Mondfahrt
Silvia Ottow zur Preispolitik von Pharmakonzernen
Die Pille auf dem Nachtschränkchen ist ein höchst sensibles Thema. Gerade weil Arzneien Schmerzen beseitigen, Heilung befördern, bestenfalls sogar Leben retten und folglich in großer Anzahl benötigt werden, interessieren sie sowohl Patienten als auch Hersteller. Seit eh und je fanden letztere in Deutschland beste Bedingungen für sensationelle Einkünfte. Vor allem hier konnte man die Summen für neue Mittel in schwindelerregende Höhen treiben und sogenannte Mondpreise für Pillen fordern, die außer der Farbe wenig Neues enthielten. Nur hier gelang es über Jahrzehnte, die Gesundheitspolitik so in Schach zu halten, dass sinnvolle Positivlisten im Schredder landeten und selbst unter sozialdemokratischer Amtsführung gegen eine lächerliche Einmalzahlung auf wirkungsvolle Kontrolle der Pharmapreise verzichtet wurde.
Für die Mondfahrten von Novartis und Co. wurden die Bedingungen allerdings schlechter, als vor einigen Jahren neue Gesetze die Nutzenbewertung neuer und auch länger im Handel befindlicher Medikamente vorschrieben. Es gelang den einflussreichen Lobbyisten lediglich, eine Jahres-Galgenfrist für ihre Mondpreise zu vereinbaren, danach müssen sie sich den Rabattverhandlungen der Krankenkassen beugen, die in der Regel ganz erfolgreich sind. Will der Pharma-Mond-Shuttle weiter auf große Reisen gehen, kann nur noch ein Gericht helfen.
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