NSU: Weitere Hinterbliebene sagen Gauck ab
Treffen trage nichts zur Aufarbeitung bei / Edathy: Feste Beauftragte für Opfer rechtsextremer Gewalt
Berlin (nd). Vor dem für diesen Montag geplanten Treffen von Bundespräsident Joachim Gauck mit Hinterbliebenen der Opfer der rechtsextremen Mörderbande NSU haben offenbar weitere Gäste abgesagt. Wie der Sender MDR info berichtet, werden die Mandantinnen des NSU-Opferanwalts Yavuz Narin nicht ins Schloss Bellevue kommen. Narin vertritt die Hinterbliebenen des 2005 in München ermordeten Griechen Theodoros Boulgarides. Seine Mandanten hätten ihre Absage damit begründet, dass die Anwesenheit von etwa 70 Hinterbliebenen keine Möglichkeit erlaube, sich mit dem Bundespräsidenten detailliert auszutauschen. Sie hätten sich einen für den Termin kleineren Rahmen gewünscht. Das nun geplante Treffen sei vor allem symbolisch zu verstehen, trage aber nichts zur Aufarbeitung bei.
Bundespräsident Gauck kommt am Mittag mit den Familien der NSU-Opfer zusammen und will in vertraulichen Gesprächen Unterstützung zusichern und Solidarität zeigen. Bereits Ende vergangener Woche hatte eine der Angehörigen ihre Teilnahme abgesagt und und die Ermittlungsbehörden kritisiert. Die Ombudsfrau der Bundesregierung für die Hinterbliebenen der NSU-Opfer, Barbara John, sagte den „Ruhr Nachrichten“, die Hinterbliebenen hätten „jedes Recht, die von Fehlern strotzende Arbeit der Ermittler zu kritisieren und die politische Elite um Antworten zu bitten“. Die frühere Berliner Ausländerbeauftragte nimmt ebenfalls an dem Treffen im Schloss Bellevue teil.
Derweil hat der Vorsitzende des NSU-Untersuchungsausschusses im Bundestag, der SPD-Politiker Sebastian Edathy, angeregt, dauerhaft eine Beauftragte für Opfer von rechtsextremen Gewalttaten einzusetzen. Gegenüber der Nachrichtenagentur epd sagte Edathy, es stelle sich die Frage, ob „man nicht so etwas wie eine Opferbeauftragte tatsächlich als feste Einrichtung auf Bundesebene in Erwägung ziehen könnte“.
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