Mit viel Optimismus

Eine Ausfahrt im Kia Optima

Die Zahlen sind eindeutig: Zwei Drittel der deutschen Autokäufer entschieden sich auch im Jahr 2012 wieder für ein Fahrzeug aus deutscher Produktion, bei mehr als drei Millionen Neuzulassungen eine stattliche Zahl. Ist es da ein Wunder, dass sich der Kia Optima so schwer tut in der Mittelklasse?

Das Auto hat Potenzial für einen Verkaufsschlager, nicht wenige halten ihn für das beste Auto aus südkoreanischer Produktion, das je in Deutschland verkauft wurde. Doch die Zahlen sind ernüchternd: Ganze 600 Stück wurden im Jahr 2012 verkauft. Gegen Passat (89 333), Mercedes C-Klasse, Audi A4 oder 3er BMW kann der Südkoreaner hier nur wenig ausrichten. Dabei weiß er in vielen Punkten zu überzeugen. Schon beim ersten Anblick: Mit dem eleganten coupéhaften Design konnten die Koreaner sogar Preise einheimsen, so den iF Product Design Award und den renommierten Red Dot Design Award.

Wer sich wirklich noch an das Vorgängermodell namens Magentis erinnern sollte, muss staunen: Sah der Magentis noch in etwa so aus wie eine E-Klasse aus dem Töpferkurs, ist der Optima ein Auto, auf dessen Design man manchmal sogar an der Tankstelle angesprochen wird: Der Optima weiß zu gefallen, was auch daran liegt, dass Kia den deutschen Stardesigner Peter Schreyer für viel Geld von Audi/VW zu Kia lotste. Angeblich sind die neuen Kia mittlerweile derart wohlgestaltet, dass die Modellpolitik der Koreaner durcheinander gerät und die Kunden den Kia als hochwertiger einschätzen als die Konzernschwester Hyundai, für die Kia eigentlich die Einstiegsmarke darstellen soll.

Optima - schon mit dem Namen haben die Südkoreaner die Latte hoch gelegt. Eine gute Portion Optimismus schwingt mit, ebenso Selbstbewusstsein. Der Optima ist sicherlich nicht in jeder Hinsicht das Optimum; gelungen aber ist er in jedem Fall. 4,84 Meter misst die Limousine, bei einem Radstand von 2,80 Meter verspricht er ziemlich viel Platz für die Insassen - vor allem im Fond. Und der Kofferraum ist mit 505 Litern schon beinahe unhandlich groß.

In Europa wird der Optima mit drei Aggregaten angeboten. Seit Januar mit einem Hybrid (190 PS), mit einem 2-Liter-Benziner (165 PS) sowie einem Turbodiesel (136 PS). Der Diesel in unserem Testwagen bewegte das 1,6-Tonnen-Gefährt einigermaßen beschwingt und angemessen leise. Die Sechsgangautomatik schaltete sanft und ruckelfrei und auch der Verbrauch überzeugte: Etwa sechs Liter Diesel sollen es pro 100 Kilometer laut Hersteller sein, im Test lagen wir etwa einen Liter darüber.

24 990 Euro sind für das Einstiegsmodell mit Benzinmotor zu berappen, für den Diesel sind mindestens 2000 Euro mehr fällig. Die Ausstattungsliste ist üppig, bereits die Basisversion glänzt mit Zwei-Zonen-Klimaanlage, Geschwindigkeitsregelanlage, Audiosystem, Multifunktions-Lederlenkrad. Nimmt man noch die Kia-übliche Siebenjahresgarantie dazu, muss man erstaunt konstatieren, wie irrational doch die Käufer entscheiden. Schließlich kostet ein ähnlich ausgestatteter Passat locker 2000 Euro mehr, von den deutschen »Premium«-Konkurrenten ganz zu schweigen.

Der zum Jahreswechsel eingeführte Hybrid soll nun zu einer Optimierung des Optima-Absatzes hierzulande beitragen. Der Hybrid verbraucht trotz seines kraftvollen Motors nur noch 5,1 Liter und wird mit Preisen voraussichtlich ab 29 900Euro angeboten: Der Optima ist konkurrenzfähig.

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