Gregors Wahl

Klaus Joachim Herrmann über ein Zeichen der Partei

  • Lesedauer: 2 Min.

Solidarität wird traditionell als edler Grundwert der LINKEN beschworen. Ein Zeichen zu setzen, dass die Partei »wirklich geschlossen« hinter ihm stehe und solidarisch »ganz besonders mit Gregor« sei, war bundes- und landes(partei)politisch gefordert. Das gelang der Berliner Vertreter/innen/versammlung mit Bravour. Eine Gegenkandidatin stellte sich zwar dem demokratischen Zweikampf, fand sich aber letztlich auf völlig verlorenem Posten. Es ging schließlich um etwas anderes.

Denn bei der Berliner Linkspartei stand der Sonnabend ganz im Zeichen des Spitzenkandidaten. Gregor Gysi selbst schien nicht unberührt von Stasi-Beschuldigungen. Die mögen durchaus bitter für ihn sein. Warum sonst hätte er daran erinnern sollen, dass gerade er in der DDR Freispruch für Rudolf Bahro und Robert Havemann beantragt habe. Eine anwaltlich und menschlich couragierte Tat. »Mit meinen Akten«, weiß nicht nur er, »wäre ein CDU-Mitglied schon hundertmal rehabilitiert«.

Natürlich wissen in Berlin die Genossinnen und Genossen, was sie an Gysi haben - nicht nur ihren »Besten«. Er vertritt sie in besonderer Weise und gehört zu einem Lebensgefühl, das mit »Ost« allein höchst unvollkommen beschrieben wäre. Zu groß ist nun der Verdacht, erst solle Gysi und damit vor allem die Linkspartei unter fünf Prozent und aus der bundespolitischen Arena gedrängt werden. Dagegen setzten die Berliner ihn auf Platz 1 mit starken 94 Prozent. Es ging ihnen eben nicht nur um die Wahl Gregors, sondern darum, ein Zeichen zu setzen - auch für sich selbst.

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