Das richtige Einlösen von Reisegutscheinen ist wichtig
Reiserecht
Zur Hintergrundinformation: Auch eine Schenkung ist ein Vertrag - und dazu gehören zwei Beteiligte. Will ein Unternehmen einem Kunden ein Geschenk machen, wird die Schenkung erst wirksam, wenn der Kunde dieses auch annimmt. Wird ein Gutschein verschenkt, muss oft eine Antwortkarte zum Absender zurückgeschickt werden.
Der verhandelte Fall: Ein Reiseveranstalter aus München hatte einem Kunden einen Reisegutschein zukommen lassen. Dieser berechtigte den Kunden zu einer achttägigen Reise für zwei Personen nach Lykien in der Türkei. Der Veranstalter stellte dem Kunden verschiedene Reisetermine zur Auswahl. Die Antwort mit Terminangabe musste bis spätestens 30 Tage vor Reiseantritt beim Reiseveranstalter eingereicht werden, spätestens aber bis 15. März 2011.
Der Kunde schickte die ausgefüllte Antwortkarte ein und gab einen Reisetermin an. Er hörte jedoch nichts vom Reiseveranstalter. Daraufhin forderte er von diesem umgehend Schadenersatz in Höhe von 800 Euro, dem von ihm geschätzten Wert der Reise.
Es kam zum Streit um den Zugang der Antwortkarte: Das Unternehmen wollte diese nie bekommen haben, der Kunde verwies darauf, dass er die Karte per Post abgeschickt habe; eine Mitarbeiterin des Reiseunternehmens habe ihm sogar telefonisch den Eingang bestätigt. Daran erinnerte sich beim Veranstalter jedoch niemand. Die Sache ging schließlich vor Gericht.
Das Urteil: Das Amtsgericht München entschied zugunsten des Reiseveranstalters. Ein Schenkungsvertrag über die Reise sei nicht zustande gekommen. Der Kunde müsse im Zweifelsfall beweisen können, dass er das Angebot auf Abschluss eines Schenkungsvertrages auch angenommen habe. Etwas auf der Post aufzugeben, bedeute nicht, dass es auch ankomme.
Fazit: In derartigen Fällen empfiehlt sich ein Übergabeeinschreiben.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.