Komplizierte Vereinfachung
Stefan Otto über die Neuberechnung für das Elterngeld
Es klingt ein wenig seltsam. Da wird die Berechnung für das Elterngeld von der schwarz-gelben Bundesregierung vereinfacht, doch für den Elterngeldrechner auf der Website des Bundesfamilienministeriums scheint dies zu kompliziert. Er stellt nunmehr fehlerhafte Berechnungen an. Orientierung für die Eltern bietet die Seite nicht. Der Dschungel der Berechnungen bleibt bestehen.
Ärgerlich ist zudem, dass die neuen Berechnungsmethoden vielen Eltern künftig weniger Geld einbringen. Weil das Elterngeld vom Einkommen abhängig ist, betrifft dies ausnahmsweise Gutsituierte stärker als Geringverdiener. Im Höchstfall betragen die Einbußen 485 Euro im Jahr. So viel kostet ein Kinderwagen im mittleren Preissegment. Das ist also der Nebeneffekt einer komplizierten Vereinfachung.
An den Grundfesten rührt die Neuberechnung des Elterngeldes allerdings nicht: So wird seit jeher bei Erwerbslosen, die ein Kind erwarten, das Elterngeld mit dem Arbeitslosengeld verrechnet. Ihnen wird das Klagen über die Einbußen bei der Neuberechnung wie ein Jammern auf hohem Niveau vorkommen. Denn der Grundsatz des Elterngeldes gilt für sie längst nicht: dass jungen Eltern nach der Geburt ihres Kindes ein Schonraum eingestanden werden soll. Sie müssen kämpfen - um ihre eigene Existenz und um die ihres Kindes.
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