Keine Neutralität mehr
Simon Poelchau über das Verhältnis der EZB zur Troika
In der Europäischen Zentralbank (EZB) wird der Unmut über ihre Rolle in der sogenannten Troika laut. Es soll sogar den Ruf danach geben, die Gläubigerallianz mit dem Internationalen Währungsfonds und der EU-Kommission ganz zu verlassen.
Offiziell will sich kein Zentralbänker hinter diese Forderung stellen. Die Spur führt aber Richtung Bundesbank, wie die »Süddeutsche« berichtet. Ganz überraschend kommt diese Nachricht nicht. Vor allem von deutschen Währungshütern wie dem Bundesbankpräsidenten Jens Weidmann kam in der Vergangenheit immer wieder Widerstand, wenn die EZB klamme Eurostaaten mit Anleihenkaufprogrammen unter die Arme greifen sollte. Weidmann sieht in solchen Maßnahmen die Gefahr einer unerlaubten Staatsfinanzierung, die zu einer Inflation führen könnte. Diese Positionen ähneln stark den nun laut gewordenen Klagen, dass sich die EZB als Krisenfeuerwehr hätte einspannen lassen und die Politik sich zunehmend in ihre Entscheidungen einmische. Denn gerade die traditionelle deutsche Geldpolitik hat eine Notenbank als neutrale Instanz zum Ideal. Die Währungshüter sollten nach dieser Sicht unabhängig von der Politik sein, aber auch keine aktive Wirtschaftspolitik betreiben. Ihr ganzes Engagement sollte der Preisstabilität gelten.
Dass die EZB tatsächlich aus der Troika ausscheidet, ist indes so unwahrscheinlich wie ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone. Politisch kann es sich in Europa keiner leisten.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.