Häuser verfehlen Klimaziele
Wohnungsverband fordert mehr Mittel für sozialverträgliche Gebäudesanierung
Die klimapolitischen Ziele der Bundesregierung rücken zunehmend in weite Ferne. Werden die politischen Rahmenbedingungen bei der Gebäudesanierung nicht geändert, so wird die Immobilienwirtschaft ihren Beitrag zu dem schwarz-gelben Energiekonzept von 2010 schwerlich erfüllen. Zu diesem Schluss kommt der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) in seiner »Energieprognose 2050«, die er zusammen mit der Deutschen Energie-Agentur (Dena) erstellt hat.
Für den Klimaschutz könnte das eine große Schlappe sein. Denn 40 Prozent des deutschen Energieverbrauchs und etwa ein Drittel der CO2-Emissionen entfallen auf den Gebäudebereich. Besonders schwer fällt da die Beheizung und Warmwasserbereitung ins Gewicht. Sie macht ein Viertel der eingesetzten Endenergie aus und zu 90 Prozent werden dafür noch fossile Energieträger wie Kohle und Heizöl verwendet. Die Bundesregierung hat deswegen in ihrem Energiekonzept als Ziel vorgegeben, dass der Primärenergiebedarf in Gebäuden bis zum Jahr 2050 um 80 Prozent gesenkt werden soll.
Die Prognose des GdW geht aber davon aus, dass der Energieverbrauch des Wohnungsbestandes ihrer Unternehmen in diesem Zeitraum nur um 62 Prozent gemindert werden kann. »Um diese Lücke zu schließen, darf es jedoch keinesfalls noch höhere Anforderungen bei der Modernisierung der bestehenden Gebäude geben«, warnt GdW-Präsident Axel Gedaschko. Dabei sind die GdW-Unternehmen bei der Gebäudesanierung nicht untätig. Zwischen 1990 und 2011 haben sie rund 62 Prozent ihrer Wohnungen energetisch modernisiert, über 34 Prozent komplett. Bei Komplettmodernisierungen weist die GdW nach eigenen Angaben eine fünf Mal höhere Sanierungsrate als der Rest der Branche aus.
Ganz schwarz sehen will man in der Studie jedoch nicht. »Die GdW-Prognose zeigt aber auch, dass zur Erreichung der energiepolitischen Ziele dringend politisch nachjustiert werden muss«, sagt Stephan Kohler, Vorsitzender der Dena-Geschäftsführung. Denn umweltschonendes Wohnen müsse sowohl für den Mieter bezahlbar als auch für den Vermieter wirtschaftlich sein, ergänzt der GdW-Chef. Besonders ambitionierte Modernisierungsprojekte treiben die Kosten in die Höhe und diese legen die Eigentümer auf die Mieter um. Deswegen setzt die GdW weniger auf »teure Leuchttürme mit hohen Standards« als vielmehr auf die Modernisierung in der breiten Masse. Dort kann mit verhältnismäßig wenig Aufwand viel erreicht werden.
Um die Energieziele bis 2050 doch noch erreichen zu können, erhofft man sich neben der Verstetigung und Aufstockung der Förderung auf jährlich fünf Milliarden Euro vor allem steuerliche Nachbesserungen bei der Nutzung von sogenannten KWK-Anlagen. Das sind Geräte, die sowohl Wärme als auch Strom erzeugen und bei der Energiegewinnung besonders effizient sind. Doch baut ein Vermieter eine solche Anlage als Heizung in sein Haus ein, muss er Gewerbesteuer zahlen, weil er Strom produziert. »Das ist für Unternehmen so unattraktiv, dass sie dann auf Energieerzeugung ganz verzichten«, erklärt GdW-Chef Gedaschko. Exakt das Gleiche gelte auch für Photovoltaikanlagen.
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