Sauberes Wasser für alle
Bürgerinitiative gegen Wasserprivatisierung hat mehr als eine Million Unterschriften gesammelt
UN-Studien zufolge haben rund 780 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser, mehr als 2,5 Milliarden Menschen haben nicht einmal einfache sanitäre Anlagen. Vor allem Babys und Kleinkinder sind als Folge dieser Fehlversorgung von Krankheiten bedroht, warnt deshalb die UN-Kinderhilfsorganisation UNICEF. Sie schickte ihre Botschafterin Eva Padberg auf Projektreise nach Kambodscha, das von UNICEF Deutschland im Rahmen der Kampagne »Wasser wirkt« unterstützt wird. »Millionen Kinder haben keine andere Wahl, als verschmutztes Wasser zu trinken - obwohl sie wissen, dass sie davon krank werden können«, erklärte das Top-Model anschließend. Rund 2000 Kinder unter fünf Jahren sterben nach Angaben von UNICEF täglich an Durchfallerkrankungen - die dritthäufigste Todesursache für Kleinkinder weltweit. Fast immer seien die Gründe verschmutztes Trinkwasser, fehlende Sanitäreinrichtungen und mangelnde Hygiene. 99 Prozent dieser vermeidbaren Todesfälle entfallen auf Entwicklungsländer, vor allem im südlichen Afrika und Südasien.
In Europa dagegen ist das Hauptproblem beim Thema Wasserversorgung momentan die Frage der Privatisierung. Gewerkschaften, Umweltverbände und das Netzwerk Attac riefen am Donnerstag dazu auf, die Europäische Bürgerinitiative gegen die geplante EU-Richtlinie zu Dienstleistungskonzessionen zu unterstützen. Über eine Million Unterschriften hat die Initiative »Wasser ist ein Menschenrecht« bereits gesammelt. Ihr Ziel ist, die Richtlinie zu verhindern, mit der Wettbewerbsregeln des EU-Binnenmarkts für die Privatwirtschaft auf die kommunalen Wasserversorger übertragen werden sollen.
Das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser ist am 28. Juli 2010 von der Vollversammlung der Vereinten Nationen als Menschenrecht anerkannt worden. Um auf die Bedeutung als Lebensgrundlage und Ressource aufmerksam zu machen, hat die UNO Ende 1992 den 22. März zum Weltwassertag erklärt. In diesem Jahr steht er unter dem Motto »Zusammenarbeit im Wasserbereich«. Im Einzugsgebiet der grenzüberschreitenden Flüsse lebt nach UN-Angaben mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung. Es fehle aber oft an internationalen Vereinbarungen zur Bewirtschaftung. dpa/nd
DGB-Vorstandsmitglied Claus Matecki warnte davor, Wasser dem Profitstreben großer Konzerne auszusetzen: »Wenn Privatunternehmen auf Basis öffentlich finanzierter Infrastruktur ihre Gewinne einfahren wollen, drohen schlechtere Arbeitsbedingungen, höhere Kosten und schlechtere Qualität und die Beschneidung der Gestaltungsfreiheit der Kommunen.«
Noch sei es möglich, die geplante EU-Richtlinie zu stoppen, sagte auch der Wasserexperte des Bundes für Umwelt und Naturschutz, Sebastian Schönauer, und verwies auf schlechte Erfahrungen mit Privatisierungen in Frankreich, Großbritannien, Portugal und zum Teil auch in Deutschland, wo etwa 250 Stadtwerke vom Privatisierungszwang betroffen sein könnten.
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