Bolivien schützt größtes Feuchtgebiet
Soja-Monokulturen bedrohen sumpfiges Biotop in Amazonien
Bolivien ist heimlicher Star beim Schutz von Feuchtgebieten. Mit der Ausweisung des des Feuchtgebiets »Llanos de Moxos« leistet das Land einen »wichtigen Beitrag zur Ausweisung der wichtigen Amazonas-Feuchtgebiete«, lobt das Sekretariat der »Ramsar-Konvention zum Übereinkommen über Feuchtgebiete« die Linksregierung. Das Gebiet von der Größe Ungarns an der Grenze zu Peru und Brasilien war anlässlich des internationalen Tages der Feuchtgebiete im Februar unter Schutz gestellt worden.
Auch die Naturschutzstiftung WWF - wegen des umstrittenen Baus einer Verbindungsstraße durch das indigene Naturschutzgebiet TIPNIS zuletzt Kritiker der Regierung in La Paz - applaudiert. Für das Funktionieren des Amazonasbeckens seien »gesunde Feuchtgebiete« unverzichtbar, erklärt WWF-Chef Jim Leape. Beim Umweltrecht hat sich Bolivien ins Zeug gelegt. Mit dem 2012 verabschiedeten neuen Umweltgesetz wird die »Mutter Erde« zum Rechtssubjekt. Konkrete Ausführungsbestimmungen sind in Arbeit. »Die Verfassung erkennt die Wichtigkeit der Feuchtgebiete an«, versichert Boliviens Vizeminister für Umweltschutz, Juan Pablo Cardozo.
Noch ist die Wirklichkeit im ärmsten Land des Kontinents eine andere. Umweltschutzrechte allein stoppen den Raubbau an der Natur nicht. Die Bulldozer der Soja-Farmer rücken im Norden Boliviens unaufhaltsam vorwärts. Dabei ist das Savannen-Überschwemmungsgebiet mit den Flüssen Beni, Iténez und Mamoré, die in den Amazonas-Zufluss Madeira münden, nicht nur Heimstätte einer riesigen Vielfalt von Flora und Fauna: 131 Säugetier-, 568 Vogel-, 625 Fisch-, 102 Reptilien-, 62 Amphibien- und über 1000 verschiede Pflanzenarten haben Biologen bisher identifiziert.
Auch die Archäologie hat die »Llanos de Moxos« als Schatztruhe entdeckt. Galten tropische Regenwälder bisher als durch den Menschen kaum veränderte Großräume, so werden immer mehr Kanäle, Dämme, Wasserreservoirs und Hügelbeete aus vorspanischer Zeit ans Tageslicht befördert. Dies lasse auf »komplexe Kulturen mit sesshafter bäuerlicher Lebensweise in der Region schließen«, berichten vor Ort arbeitende Wissenschaftler vom Deutschen Archäologischen Institut. Für die Indigenen der Region könnte das Schutzgebiet ein Segen sein. Die Mehrheit in dem dünn besiedelten Departamento Beni lebt vom Fischfang. Und in Bolivien - hier wächst die Bevölkerung so schnell wie nirgends sonst auf dem Kontinent - ist die Nachfrage nach Fisch längst nicht gestillt.
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