»Wenn Deutschland mit der Energiewende so weitermacht, gehen bald die Lichter aus«

  • Lesedauer: 3 Min.

Die Energiewende gerät in den Medien immer mehr zum Schreckensszenario: zu teuer, zu unsicher, schlecht für den Standort Deutschland. Vor allem die schwarz-gelbe Koalition bläst zur Jagd, um die von einer Mehrheit gewollte Energiewende schlecht zu machen. Was ist dran an den vielen Mythen, Lügen und Argumenten, mit denen die Öffentlichkeit aktuell bearbeitet wird? Die Rosa-Luxemburg-Stiftung stellt den gängigen Behauptungen in einer von Wolfgang Pomrehn verfassten Broschüre Antworten entgegen – was es wirklich auf sich hat mit dem »Armutsrisiko Energiewende?«, lesen Sie hier täglich in einer nd-Reihe.

»Wenn Deutschland so weitermacht, gehen bald die Lichter aus« (Schlagzeile der Bild-Zeitung vom 26. November 2011)

Die Behauptung:

Nachdem die Bundesregierung im Jahr 2011 die Stilllegung von neun Atomkraftwerken veranlasst hatte – von denen zwei ohnehin bereits seit mehreren Jahren abgeschaltet waren –, hieß es, im Winter könne die Versorgung schwierig werden. Es war von einer »Stromlücke« die Rede.

Die Fakten:

Tatsächlich kamen im Winter 2011/2012 zwei Mal Kraftwerke der sogenannten Kaltreserve zum Einsatz. Die Ursache war aber nicht, wie vielfach behauptet, der bislang zaghaft umgesetzte Atomausstieg, sondern der unerwartete Ausfall des Blocks C im AKW Gundremmingen in Bayern Anfang Dezember 2011 beziehungsweise die Reaktion des Betreibers E.on auf diesen Vorfall. Dieser verzichtete nämlich darauf, einige süddeutsche Gaskraftwerke hochzufahren, was der normale Vorgang gewesen wäre, zumal diese nicht allzu weit von Gundremmingen Strom hätten einspeisen können. Auch der zu dieser Zeit reichlich vorhandene Windstrom konnte nicht genutzt werden, weil der Netzbetreiber Tennet diesen bereits nach Italien verkauft hatte. Dass stattdessen Kraftwerke der Kaltreserve in Österreich angeworfen wurden, auf die die deutschen Netzbetreiber bei Bedarf zugreifen können, hat mit Kostengründen zu tun. Der von diesen Kraftwerken produzierte Strom ist relativ teuer, da sie die allermeiste Zeit im Jahr stillstehen, aber trotzdem bezahlt werden müssen. Diese Kosten lassen sich jedoch auf die Stromkunden umlegen. Die Unkosten seiner Gaskraftwerke hätte hingegen E.on allein tragen müssen.

Der Öffentlichkeit wurde derweil vorgeflunkert, man habe auf die Kaltreserve zurückgreifen müssen, weil das Netz nicht ausgereicht habe, den vielen Windstrom nach Süddeutschland zu transportieren. Ein gutes Beispiel dafür, dass auch das Verteilungsnetz dringend den Konzernen aus den Händen genommen und öffentlicher Kontrolle unterstellt werden muss.

Die von Wolfgang Pomrehn verfasste Broschüre »Armutsrisiko Energiewende?« ist in der Reihe »luxemburg argumente« erschienen und kann bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung bestellt werden.

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