Verstrahlte Toiletten in der Asse
Landeskriminalamt Niedersachsen ermittelt wegen möglicher Straftaten
Auch das noch: Als gäbe es im maroden Atommülllager Asse nicht schon genug Probleme, ermittelt dort jetzt auch das niedersächsische Landeskriminalamt. Grund ist die absichtlich oder fahrlässig herbeigeführte Kontamination einer unterirdischen Toilette mit radioaktivem Cäsium-137.
Der erhöhte Cäsium-Wert war während einer Routinemessung von Fäkalien aus den Toilettenbehältern des Bergwerks festgestellt worden. Eine Kontrollprobe für den gesamten Inhalt des Behälters ergab eine Menge Cäsium, »die sich nicht mit natürlichen Ursachen erklären lässt«, wie die Asse-GmbH mitteilte - die Gesellschaft ist vom Bundesamt für Strahlenschutz mit der Betriebsführung im Atomlager beauftragt worden. Ausscheidungen von Beschäftigten kämen als Grund für die Verstrahlung ebenfalls nicht in Betracht. Es gebe auch keine Anzeichen dafür, dass die Kontamination eingeschleppt wurde.
Durch weitere Messungen in den untertägigen Toiletten, deren Inhalte in den Sammelbehälter gepumpt worden waren, konnten die Strahlenschützer das Cäsium schließlich einem bestimmten Klo zuordnen. Die dort gemessenen Werte lagen bei etwa 20 Becquerel pro Liter - hochgerechnet auf die Gesamtmenge zweifach über der zulässigen Freigrenze.
Eine Gefahr für ihre Mitarbeiter durch die Menge des Cäsiums in der Toilette und im Sammelbehälter sieht die Asse-GmbH nicht. Zur Sicherheit wurden die betroffenen Bereiche aber abgesperrt. Weitere Maßnahmen zur erhöhten Sicherung radiologisch relevanter Bereiche seien angelaufen, hieß es.
Weil der Verdacht »krimineller Handlungen gegen die Schachtanlage Asse« bestehe, erstattete die Asse-GmbH Strafanzeige gegen Unbekannt. Infrage kämen Straftatbestände des Missbrauchs ionisierender Strahlen, des Freisetzens ionisierender Strahlen und des unerlaubten Umgangs mit radioaktiven Stoffen. Bereits einige Tage vor Ostern hatte die Asse-GmbH schon einmal Strafantrag gestellt. Bei einer Kontrolle war festgestellt worden, dass Unbekannte mehrere Feuerlöscher unter Tage offenbar vorsätzlich beschädigt hatten.
Unterdessen bereiten Ingenieure und Bergleute die zweite Probebohrung in eine Kammer mit radioaktiven Abfällen vor. Die erste Bohrung war am 1. Juni 2012 gestartet worden, der angepeilte Hohlraum in der Kammer wurde dabei verfehlt. Dem Betreiber zufolge hatte sich die Decke der Kammer Nummer 7 unter dem Gebirgsdruck um mehrere Meter gesenkt.
Kammer 7 liegt 750 Meter unter der Erde. 1977 und 1978 kippte der damalige Betreiber dort zunächst 1218 Fässer mit radioaktiven Abfällen ab. Auf diese Abfallfässer wurden danach weitere 3138 Fässer gestapelt, die zum Schutz vor Strahlung mit zehn Zentimetern Beton ummantelt sind. Der Raum zwischen den Behältern wurde mit gemahlenem Steinsalz aufgefüllt. In den 80er Jahren wurde die Kammer mit einer 20 Meter dicken Mauer verschlossen.
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