Kleider machen Nazis
Die rechte Marke Fourth Time Clothing gibt sich ein unpolitisches Image
Wer die Homepage der 2011 im brandenburgischen Teltow gegründeten Modemarke Fourth Time Clothing Brand aufruft, wird auf den ersten Blick nichts Besonderes entdecken. Es scheint sich um eine der vielen Internetseiten zu handeln, über die Klamotten verkauft werden. Nur der Begleittext klingt etwas merkwürdig. »Wenn man eine Marke etabliert, die sich eine eigene Identität, und damit Glaubwürdigkeit, zur Aufgabe stellt, ist es klar, dass die Produkte in hervorragender Qualität hergestellt werden müssen. Unsere Entscheidung fiel daher auf den Standort Deutschland«, heißt es dort. Zudem wird hervorgehoben, dass zu den Kunden der Modemarke »Sportbegeisterte, Profisportler, aber auch Musiker sowie einfach Leute mit Charakter« zählen.
Einer der Models, die noch vor wenigen Tagen in Klamotten von Fourth Time posierten, ist allerdings mittlerweile von der Homepage der Modemarke verschwunden. Das Internetmagazin Blick nach Rechts (BnR) hatte enthüllt, dass es sich dabei um einen bekannten Potsdamer Neonazi handelt. Weiterhin auf der Internetseite findet sich der rechtslastige Berliner Musiker Sacha Korn. Dieser hatte sich im November 2011 vom sächsischen NPD-Landtagsabgeordneten Arne Schimmer für die Rechtsaußenpublikation »Hier und Jetzt« interviewen lassen. Dort schwadronierte Korn davon, dass in den Schulen heute mehr über Kampfsport gesprochen werden müsse, anstatt »die Geschichte der Anne Frank zum zig tausendsten Mal (zu) dramatisieren«. Sicher zur Freude der »Hier und Jetzt«-Leser monierte Korn, dass »man Härte und Disziplin in Deutschland lange Zeit nicht mehr als Tugend ansah«.
Für die Gruppe Antifaschistische Recherche Potsdam ist die Wahl des Models kein Zufall. »Fourth Time will durch den Vertrieb von Kleidung mit neonazistischen Inhalten Geld verdienen«, heißt es dort. Die T-Shirt-Motive würden rechte Inhalte so transportieren, dass sie in der Szene verstanden werden. So würden in einem Motiv mit dem Titel »Neuschwabenland« Bezüge zu neonazistisch-esoterischen Verschwörungstheorien geliefert. Diese verweisen auf eine Expedition der Nazis in die Antarktis 1938/39 und das dabei angeblich neu entdeckte »Neuschwabenland«, um welches sich verschiedene Mythen und Verschwörungstheorien ranken. Mittlerweile organisieren rechte Verschwörungstheoretiker sogenannte Neuschwabenlandtreffen unter anderem in Berlin. Ein weiteres Motiv mit dem Wort »Mitternachtsberg« erinnere in rechten Kreisen an beliebte nordische Mythen, wonach der Berg eine Sammelstelle für alle Tapferen ist, die sich nach dem Tod auf den Weg nach Walhalla machen. Ebenfalls im Sortiment von Fourth Time befindet sich das Motiv des Richard Löwenherz, welcher den 3. Kreuzzug gegen die Muslime anführte und heute von rechten Islamgegnern zum Idol erkoren wurde. Auch T-Shirt-Motive mit der Aufschrift »Keine Kapitulation, wie stark der Feind auch sei« sind in der rechten Szene beliebt.
Für die Potsdamer Antifaschisten knüpft Fourth Time an rechte Bekleidungsmarken wie Thor Steinar oder Erik and Sons an, die in der Vergangenheit immer wieder für Diskussionen sorgten. Wie diese Marken gibt sich auch Fourth Time ein unpolitisches Image. »Wir machen Mode, nicht Politik«, heißt es auf der Homepage.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.