Logische Kleinigkeit
René Heilig über die Karriere von Georg Klein
Formal ist alles in Ordnung: Georg Klein sitzt im Bonner Verteidigungsministerium auf einem Posten, der für einen Brigadegeneral reserviert ist. Klein hatte es bis zum Oberst gebracht, er ist qualifiziert - was also spricht dagegen, ihm einen goldenen Stern zu geben?
Vieles und viele. Vor allem die Angehörigen von weit über hundert Menschen, die Klein auf dem Gewissen hat. Als Bundeswehrkommandeur im afghanischen Kundus befahl er im September 2009 einen Bombenangriff, bei dem vor allem Zivilisten umgebracht worden sind. Noch immer kämpfen Angehörige der Toten vor Gericht um eine kleine Entschädigung. Doch Kleins Personalakte ist sauber. Alle Untersuchungen seiner Vorgesetzten, der Bundesanwaltschaft und des Bundestages haben ergeben, dass man dem Offizier zwar einzelne Fehler, jedoch insgesamt kein Fehlverhalten vorwerfen kann. Er selbst sieht das offenbar ebenso - wie könnte Klein sonst weiter Uniform tragen?!
Die Generalsernennung sorgt für Unverständnis und Empörung. Doch sie liegt in der Logik des neu erwachten deutschen Selbstverständnisses. Seit genau 20 Jahren beteiligen sich unsere Soldaten wieder an Kriegseinsätzen. Die sind bei den Bürgern mehrheitlich zwar nicht gewollt, doch jeder in fremden Ländern abgegebene Schuss ist in letzter Konsequenz gedeckt durch die Mehrheit des Parlaments. Unlängst zeigte das ZDF einen Film über »Unsere Mütter, unsere Väter«. Wer den gelobt hat und nicht über sich und seine Nachbarn nachdenkt, hat nichts begriffen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.