Anleihe bei den Falschen
Gabriele Oertel vor dem SPD-Parteitag am Sonntag in Augsburg
Der SPD-Parteitag am Sonntag in Augsburg steht unter keinem guten Stern. Die Umfragewerte sind auf dem Niveau der Bundestagswahl von 2009, als die Wähler die Sozialdemokraten bekanntlich in die Opposition schickten. Der Spitzenkandidat kann sich nicht im Mindesten berappeln - obwohl er sich seine Reden vorübergehend nicht bezahlen lässt, Überlegungen über Einkommen von Kanzlern und Sparkassendirektoren unterlässt und Pinot Grigio gegen Eierlikör eingetauscht hat. Und nun auch noch die Sache mit dem Wahlkampfslogan. »Das Wir entscheidet« hat Peer Steinbrück am Dienstag begeistert Genossen und Sympathisanten zugerufen - und vielleicht nicht nur Gemeinwohl und Gerechtigkeit ins Zentrum rücken wollen, sondern auch die persönliche Erkenntnis, dass ein Machtwechsel nicht allein durch die Beinfreiheit des Spitzenkandidaten zu wuppen ist. Nun erwies sich der Spruch als Anleihe ausgerechnet bei einer Leiharbeitsfirma - was nicht nur für die Wahlkampfmanager handwerklich peinlich ist, sondern freilich auch eine politische Dimension hat. Spannend bleibt, wann die SPD endlich auf die Idee kommt, bei ihrem Ex-Kanzler Gerhard Schröder abzukupfern, der 1999 nach der Niederlage bei der Europawahl den Genossen zurief: »Wir haben verstanden.« Dass der alte Fuchs aus Hannover wiederum den Slogan bei Opel geklaut hatte, ist damals offenbar niemanden aufgefallen.
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