Fracking - Krieg gegen die Erde

Marxistische Konferenz in Kassel zu Ökologie, Militarismus und Weltwirtschaft

  • Manuel Kellner
  • Lesedauer: 2 Min.

Dem Zusammenhang von Ökologie, Militarismus und Weltwirtschaft widmete sich am Wochenende die marxistische Bildungsgemeinschaft SALZ in Kassel. Zum vierten Mal lud der 2005 gegründete Verein, dessen Kürzel für Soziales, Arbeit, Leben und Zukunft steht, zu einer bundesweiten Konferenz. Zu den Referenten gehörten der Friedensaktivist Peter Strutynski, die LINKEN-Politikerin Inge Höger und Claudia Haydt, Vorstandsmitglied der Tübinger Informationsstelle Militarisierung. Sie beobachten, dass - angetrieben von Profitinteressen der Konzerne - zunehmend ein Wettlauf um schrumpfende Ressourcen stattfindet. Oftmals bilde der Kampf um Öl und andere Rohstoffe den Hintergrund von Kriegen in der Welt.

Als Beispiel für die rücksichtslose Entnahme von fossilen Energieträgern aus der Erde befasste sich die Konferenz mit dem umstrittenen Fracking. In der gesamten Bundesrepublik wehren sich Bürger gegen diese neue Form der Erdgasförderung. Dabei wird ein hochgiftiger Cocktail ins Erdreich gepresst. »Welche Chemikalien das sind, hüten die Betreiber als Betriebsgeheimnis«, erklärte Rudolf Schäfer vom BUND Hessen in Kassel. Feiner Sand und Gleitmittel befinden sich darin, aber auch Pestizide. Die Entsorgung des verseuchten Wassers ist ungeklärt, im Zweifel wird es wieder ins Erdreich verpresst. Das Verfahren ruft Mikrobeben hervor. Erdrutsche können die Folge sein. Untersuchungen in den USA haben zudem ergeben, dass Gas aus Fracking deutlich klimaschädlicher als herkömmlich gewonnenes Erdgas ist. Es gibt eine Vorschrift im Bergrecht, nach der die Unternehmen die Haftungsfrage klären und die Risiken abdecken müssen. Wie soll dies aber bei »beschränkter Haftung« möglich sein?

Aus Sicht der Kritiker wird Fracking die Qualität von Wasser und Boden deutlich verschlechtern. Der BUND versucht vor Gericht zu erstreiten, dass die Beweislast für mögliche Umweltschäden den Betreibern aufgebürdet wird. Er beruft sich auf die Wasserrahmenrichtlinie der EU, die ein Verschlechterungsverbot enthält. Anfang Mai findet das zweite bundesweite Treffen von Anti-Fracking-Initiativen im hessischen Korbach statt. An die 40 Organisationen haben ihre Teilnahme zugesagt. »Die Ablehnung von Fracking geht quer durch alle Bevölkerungsschichten«, weiß Umweltschützer Schäfer.

SPD und Grüne im nordrhein-westfälischen Landtag verweigerten jedoch eine klare Ablehnung des Fracking, wie SALZ-Vorstand Michael Aggelidis kritisiert, der bis 2012 mit der Linksfraktion im Landtag saß. Die Bildungsgemeinschaft will im Mai einen Arbeitskreis gründen, der sich mit dem Thema Ökosozialismus befasst.

Der Autor gehört dem Verein SALZ an. www.bildungsgemeinschaft-salz.de

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