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Hundertprozentige Sicherheit wird es nie geben

Jürgen Lock, Veranstalter des Berlin-Marathons, will nach dem Anschlag von Boston die Konzepte überprüfen lassen

  • Lesedauer: 3 Min.
Boston, London, Chicago, New York Tokio und Berlin sind als weltweit wichtigste Marathonläufe in den World Marathon Majors organisiert. Den Berlin-Marathon veranstaltet die SCC Events GmbH, deren Geschäftsführer JÜRGEN LOCK den Anschlag in Boston direkt miterlebt hat. Mit ihm sprach ALEXANDER LUDEWIG.

nd: Sie waren direkt am Ort. Wie haben Sie den Anschlag erlebt?
Lock: Zum Zeitpunkt des Anschlags war ich im Medienzentrum, etwa hundert Meter vom Zielbereich entfernt. Dort haben wir die erste Detonation gehört und dann gleich die zweite. Sofort ist Panik ausgebrochen und wir waren ja auch nicht sicher, ob noch weitere Bomben hochgehen.

Hinterher ist man meist schlauer. Hätten bestimmte und machbare Sicherheitsvorkehrungen den Anschlag verhindern können?
Schlauer sind wir alle noch gar nicht, weil wir einfach die Fakten noch nicht kennen. Noch immer untersuchen das FBI und der Heimatschutz alles. Wer das Hotel hier verlassen will, muss sich ausweisen. Ich habe mich heute morgen mit den Organisatoren des Boston-Marathons unterhalten. Auch sie wissen noch nichts. Es wäre unseriös zu sagen, dass vielleicht etwas vernachlässigt wurde.

Sind Marathonläufe mit den Massen auf und an der Strecke ein besonderes Ziel für Anschläge?
Bisher standen Marathonläufe nicht sehr im Fokus. In Deutschland war die Gefahrenlage immer relativ gering. Ich weiß, dass in London bei so einer Massenveranstaltungen wie den Olympischen Spielen oder dem London-Marathon immer höhere Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden - weil es in London in der Vergangenheit schon schreckliche Bombenattentate gegeben hat.

Am kommenden Wochenende gibt es große Läufe in London, Nagano und Hamburg. Alle sollen stattfinden. Ein richtiges Zeichen?
Als Veranstalter des Berlin-Marathons bin ich in gewisser Weise selbst betroffen. So kurz danach kann ich noch nicht klar und kühl urteilen. Das kann, glaube ich, derzeit keiner. Es gibt sicher Argumente pro und contra. Es wäre aber ein klares Zeichen zu sagen: Ein Marathon ist nicht die Plattform für Terrorismus, und deshalb findet er statt. Auf der anderen Seite kann ich aber auch alle Sicherheitsbedenken verstehen. Das muss jeder Veranstalter selbst bewerten, ob er an diesem Sonntag den Lauf starten lässt.

Kurzfristig ist es sicher schwierig, entscheidende Konsequenzen in der Planung umzusetzen. Zumal die Hintergründe von Boston noch unbekannt sind.
Ja, für Konsequenzen ist es definitiv noch zu früh. Aber unter den sechs großen Läufen stimmen wir uns regelmäßig ab. Auch jetzt natürlich und wir fliegen zusammen nach London. In den bisherigen Sicherheitskonzepten war auch schon immer ein Worst-Case-Szenario durch mögliche Attentate oder Terroranschläge enthalten. Natürlich müssen wir jetzt alle bestehenden Konzepte übereinander legen und noch mal prüfen, welche Instrumente man zusätzlich einsetzen kann. Doch dafür müssen wir erst mal die Reports aus Boston abwarten und dann einbeziehen. Aber ich glaube, hundertprozentige Sicherheit wird es nie geben.

Welche Gedanken gehen Ihnen zum 40. Berlin-Marathon im September jetzt durch den Kopf?
Wir müssen noch abwarten. Ich kann nur sagen, dass die Polizei in Berlin immer sehr frühzeitig in die Planung eingebunden ist. Und aufgrund ihrer Bewertung der Gefahrenlage macht sie uns als Veranstalter Vorgaben.

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