Aufsichtsrat besiegelt Ende von Opel Bochum
Betriebsratschef Einenkel fordert Solidarität anderer Standorte ein
Die Fahrzeug-Produktion am Opel-Standort Bochum wird wohl tatsächlich bereits 2014 und nicht erst 2016 beendet. So beschloss es gestern der Aufsichtsrat der Adam Opel AG und bestätigte damit eine Entscheidung des Vorstands der General-Motors-Tochter. Noch stehe nicht fest, wo das bisher in Bochum hergestellte Modell Zafira künftig hergestellt werde, teilte das Unternehmen gestern mit. Es gebe diesbezüglich mehrere Optionen.
Kurz vor der erwarteten Entscheidung forderte Rainer Einenkel, Betriebsratschef von Opel Bochum, von den anderen Standorten Solidarität ein. Sie sollten sich weigern, die Produktion des Zafira zu übernehmen, appellierte Einenkel an die Kollegen in Betrieben und Betriebsräte in Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach.
Das klang wie ein letzter Verzweiflungsschrei: Die Belegschaften der anderen deutschen Standorte hatten einem »Deutschland-Plan« zugestimmt, der für das Bochumer Werk ein Ende der Fahrzeugproduktion bis 2016 und den Abbau weiterer tausend Arbeitsplätze vorsah, jedoch auch gewisse Bestandsgarantien für die anderen deutschen Werke. Kurz darauf wurde bekannt, dass Opel-Mutter General Motors (GM) vier Milliarden in das Europageschäft ihrer kriselnden Marke investieren will. Der »Deutschland-Plan« war von IG Metall und Opel-Management ausgehandelt worden.
Einenkel witterte Verrat: Das Bochumer Werk sei von den Betriebsräten, allen voran Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug, zur Schließung freigegeben worden, sagte Einenkel unlängst im nd-Interview. Dies sei unsolidarisch und auch unklug gewesen: »Wenn man einmal solch einer Entscheidung - Geld gegen Schließung eines anderen Werks - zugestimmt hat, dann kann kein Werk künftig mehr sicher sein.«
Drei Viertel der Bochumer lehnten den »Deutschland-Plan« ab. Postwendend wurde die laue Produktionsgarantie zurückgezogen: Nicht 2016, sondern bereits 2014 werde die Fahrzeugproduktion in Bochum eingestellt, verkündete der Opel-Vorstand. So bestätigte es der Aufsichtsrat nun.
Währenddessen warf NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) den Bochumer Opelanern vor, mit ihrem Nein zum Sanierungsplan eine Chance vergeben zu haben: den Standort zumindest bis 2016 zu sichern. Die linke Bochumer Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen kritisierte derweil das Management. Opel werde ohne Bochum keine Zukunft haben, so Dagdelen. Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD) sprach von einem schweren Schlag für die Beschäftigten und ihre Familien. Sie nahm die Schließungspläne mit Bedauern zur Kenntnis.
Sein erstes Ziel sei es, GM zum »zum profitabelsten Hersteller zu machen«, bekannte Konzernchef Daniel Akerson kürzlich. Generell hält er den europäischen Markt für zu wichtig, um ihn der Konkurrenz zu überlassen. In den Blick genommen haben Akerson und Co. vor allem den russischen Markt.
Im Ruhrgebiet jedoch ist der Absatz eingebrochen. In Bochum und Umland wird man auch wenig von einer neuen Charme-Offensive des Opel-Vorstands profitieren: Ulrich Schumacher, Personalchef ab Mai, soll nach GM-Vorgaben Opel zu einem der attraktivsten Arbeitgeber Europas machen.
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