Reisen mit Rundumblick
Renault Espace
Es ist fast 30 Jahre her, dass Renault mit dem Espace eine neue Fahrzeugklasse erfand - den Großraum-Van. 1984 ließen die Franzosen ihren komfortablen Kleinbus in die Autohäuser rollen, der die bis dahin so beliebten Kombis auf einen Schlag alt aussehen ließ. Sieben Sitze, von denen fünf herausnehmbar waren, was dann fast drei Kubikmeter Ladevolumen ergab - dazu eine leichte Kunststoffkarosserie. Aus dem Espace wurde der meistverkaufte Großraum-Van Europas: eine Erfolgsgeschichte.
Mittlerweile gibt es den Espace in der vierten Generation, die 2012 deutlich modifiziert wurde. Viele Mitbewerber haben sich seither schon im Segment Großraum-Van versucht, nur wenige haben sich derart gut gehalten wie der Espace, der seine weitreichende Tradition mittlerweile auch nach außen sichtbar trägt: Die Karosserie beruht noch immer auf dem Modell von 2003, was fast schon alsQualitätsmerkmal gelten kann in diesen Zeiten steten Innovationsgehabes, in denen die Produktionszyklen eines Modells fast schon in Monaten gezählt werden.
Wer 2013 im neuen Grand Espace Platz nimmt, weiß das gute alte »One Box«-Design des Van-Urahnen sofort zu schätzen. 5,26 Quadratmeter Fensterfläche - ein Raumgefühl wie im Wintergarten. Womit der Van eine Rundumsicht bietet wie kaum ein anderes »modernes« Auto. Dennoch hat sich der nur scheinbar tüdelige Espace das Attribut modern verdient: Bis zu sieben Reisende finden in ihm Platz, der von uns getestete dCi 175 (173 PS) begnügt sich mit 5,7 Liter Diesel - ordentliche Werte für ein 1,8-Tonnen-Fahrzeug mit den Maßen 4,66 mal 1,89 m.
Die Maße des Grand Espace (ohne Vorsilbe »Grand« ist er um 20 Zentimeter kürzer) können beim Quereinparken nerven - mit fast zwei Metern bekommt man in engen Parkhäusern ernsthafte Probleme bei der Parkplatzsuche, dafür entschädigt der Renault jedoch mit etlichen Ablagen an allen Ecken und Enden, die sich allein auf mehr als 100 Liter summieren.
Überhaupt, dieser Platz: Davon hat der Grand Espace reichlich zu bieten, vor allem, wenn dafür die Sitze nach guter alter Art demontiert werden, wo sie bei manchem Konkurrenten doch bei Bedarf im Boden verschwinden. Was im Widerspruch zur Fahrzeugphilosophie steht, die trotz des maximalen Gepäckvolumens von 3050 Litern eher die Oberklasse als Ansatzpunkt nimmt.
Das zeigen auch die Preise: Ist der Espace als Einstiegsmodell mit Benzinmotor für 32 440 Euro (2,0-Liter-Benziner, 170 PS) zu haben, sind für den Espace mit dem dCi 175-Dieselmotor schon mindestens 39 540 Euro zu berappen. Für soviel Geld gibt es einen souveränen Reisebegleiter mit ziemlich umfangreicher Ausstattung und dazu fünf Punkte im NCAP-Crashtest sowie unendliche Ausstattungsmöglichkeiten mit Bixenon-Licht, Reifendruckkontrolle, Panoramadach oder TomTom-Navigationssystem, das gewohnt zuverlässig um alle Staus herumführte. Noch dazu glänzt der Renault-Riese mit seinem vorbildlich niedrigen Geräuschniveau. Doch weil kaum ein Käufer einen Großraum-Van will (in Deutschland 2012 insgesamt nur 60 000), sind womöglich auch die Tage für den Urvater gezählt. Jüngst war zu hören, der nächste Espace werde weder ein Van noch eine Limousine sein - sondern ein 4,80-Meter langes SUV.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.