Die alte Dame kehrt zurück

Pierre-Michel Lasogga macht Hertha BSC erstklassig, es ist der sechste Aufstieg des Klubs, der zu den Gründungsmitgliedern der Bundesliga zählt

  • Jens Mende, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Der letzte Schritt war schwerer als erwartet: Hertha BSC Berlin mühte sich gegen den SV Sandhausen zu einem 1:0 - und steigt zum sechsten Mal in die Bundesliga auf.

Der Jubel fiel erst zurückhaltend aus. Kurze Umarmung von Trainer Jos Luhukay und Manager Michael Preetz, die Spieler steiften die vorbereiteten T-Shirts mit dem Schriftzug »Erstklassig« über. Dann eröffnete Torwart Thomas Kraft vor der Fankurve doch mit einer Bierdusche die Party. Nach 1968, 1982, 1990, 1997 und 2011 ist Hertha BSC zum sechsten Mal in die Fußball-Bundesliga zurückgekehrt. »Das ist die Krönung einer überragenden Saison«, erklärte ein erleichterter Preetz. Erst fünf Minuten vor dem Ende hatte Joker Pierre-Michel Lasogga für den Zweitliga-Spitzenreiter den 1:0 (0:0)-Erfolg gegen den Vorletzten Sandhausen perfekt gemacht.

Hertha BSC gehört ein Jahr nach dem Abstiegstrauma von Düsseldorf wieder zur Eliteklasse des deutschen Fußballs. »Wir sind schneller wieder auf die Beine gekommen, als wir das selbst erwartet haben«, erklärte Manager Preetz zum Aufstieg am 30. Spieltag - so früh wie nie zuvor. Mit 66 Punkten kann Hertha in den ausstehenden vier Runden nicht mehr von einem direkten Aufstiegsrang verdrängt werden. Obwohl die Berliner mit dem höchsten Etat der 2. Liga wirtschaften konnten, ist der Aufstieg keine Selbstverständlichkeit.

»Die Mannschaft hatte unglaublich viel Konstanz, Stabilität und eine enorme Sicherheit«, führte Trainer Luhukay neben der mentalen Stärke als Erfolgsgaranten an. »In dieser Form habe ich es auch bei meinen vorangegangenen Aufstiegen noch nicht erlebt«, jubelte der konsequente Niederländer und stimmte nach mit den 52 135 den Song an: »Nie mehr 2. Liga.«

Nach Mönchengladbach und Augsburg hat Luhukay nun auch Hertha in die 1. Liga gebracht. »Dieser Aufstieg trägt seine Handschrift«, sagte Preetz. »Es war vielleicht der schwierigste der drei Aufstiege - den werde ich jetzt ein bischen im Stillen genießen«, sagte Luhukay.

Das sportliche Ziel der Berliner nach dem verheerenden Absturz mit allen negativen Begleiterscheinungen vor einem Jahr in der Relegation gegen Fortuna Düsseldorf war in dieser Spielzeit nie in Gefahr. »Wir haben nur zwei Spiele verloren, die wenigsten Gegentore kassiert, die meisten Tore erzielt. Wenn man von einer Schwächephase sprechen konnte, dann vielleicht ganz am Anfang und nach der Winterpause. Aber selbst da haben wir gepunktet oder Spiele sogar gewonnen«, bemerkte Luhukay stolz: »Jetzt wollen wir uns neue Ziele setzen.« Dass die rund 42 Millionen Euro Schulden des Vereins auch die Möglichkeiten des Trainers beeinflussen, ist dem 49-Jährigen durchaus bewusst: »Ja, aber das ist auch wieder ein Reiz. Ich habe keine Sorgen, dass wir wieder eine gute Mannschaft zusammenstellen. Sonst hätte ich die Aufgabe gar nicht übernommen. Wir müssen eine gewisse Kreativität haben bei den Neuzugängen.«

Die Geschichte seiner Vorgänger Markus Babbel, Michael Skibbe und Otto Rehhagel ist auch ihm bekannt. Aus Helden können gerade in Berlin schnell Verlierer werden. »Ich glaube nicht, dass man sich darauf vorbereiten möchte«, sagte Luhukay. »Das würde ja bedeuten, dass man dann in einer negativen Situation ist, Misserfolge hat.«

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