Suche nach einem besseren Leben

Diskussion: Arbeitsmigranten in Spanien kämpfen um ihre Rechte

  • Ulrike Kumpe
  • Lesedauer: 3 Min.
Auf der Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung »Arbeitskämpfe im Plastikmeer von Almería« berichten Arbeiter von ihren Lebensbedingungen und Kämpfen im Gemüseanbau und der Verpackungsindustrie.

In den Gewächshäusern von Almería wird billiges Gemüse auch für deutsche Supermarktketten produziert. Almería liegt im Süden Spaniens an der Mittelmeerküste und viele Migrantinnen und Migranten kommen aus Afrika und Lateinamerika dort hin, um ein besseres Leben suchen. Oftmals haben sie Abitur und studiert, aber ihre Abschlüsse zählen in Europa nichts.

Sie leben in sogenannten Chabolas, was ins Deutsche übersetzt Bruchbude bedeutet. Gebaut sind die Unterkünfte aus Paletten und alten Plastikplanen, die für die Gewächshäuser zu kaputt sind. Trinkwasser, Strom und medizinische Versorgung gibt es nicht. Löhne werden nicht immer gezahlt. Arbeitsverträge gibt es nur äußerst selten. Sozialabgaben werden von den Arbeitgebern nicht abgeführt. Eine Wohnung kann sich hier niemand leisten.

Kahalifa Touré kam vor 15 Jahren aus dem Senegal nach Alméria, Mbarka El Goual Mazouzi zog bereits 1996 aus Marokko her. Beide sind heute im Sindicato de Obreros del Campo (SOC) organisiert, das ist die Gewerkschaft der Landarbeiter.

Mazouzi war in der Verpackungsindustrie beschäftigt. Sie beteiligte sich an einem Arbeitskampf gegen die Firma Bio Sol. Auch hier sind Saisonverträge die Regel, wenn es Verträge gibt. Bei Bio Sol sind zu 90 Prozent Frauen beschäftigt. Als 25 Arbeiterinnen entlassen wurden, begannen die Arbeiterinnen sich zu wehren. Mit Hilfe der SOC und einem Boykott von Bio Sol in der Schweiz konnten sie viel erreichen: Drei der Arbeiterinnen wurden mit festen Arbeitsverträgen wieder eingestellt, drei weitere haben eine angemessene Abfindung bekommen. Über den unmittelbaren Arbeitskampf hinaus organisierten sie danach Kurse für spanische Geschichte und Sprache sowie Computerkurse, zu denen die Frauen ihre Kinder mitnehmen können.

Mazouzi berät auch andere Arbeiterinnen und Arbeiter in Almería. Sie sucht sie auf öffentlichen Plätzen auf. Die meisten haben Angst davor ihren Job zu verlieren, wenn sie bei ihrem Arbeitsplatz mit den Gewerkschaftern gesehen werden. Darüber hinaus berichtet sie: »Wenn sich ein Arbeitskampf entwickelt, gehen wir dorthin und vermitteln zwischen Arbeitern und Arbeitgebern, bevor wir rechtliche Schritte einleiten.«

Touré hat in der Salat- und Tomatenproduktion gearbeitet. Sein Lohn betrug 35 Euro am Tag. Ein einziges Mal ist er in den Urlaub gefahren, als er zurück kam, war seine Stelle neu besetzt und er war arbeitslos. Es gibt keinen Arbeitsschutz und keine freien Tage für die Arbeiter. Wenn man einen Job hat, arbeitet man sieben Tage die Woche. Touré sagt: »Wir haben Rechte, wie andere Arbeiter auch, sie sollten respektiert werden.« Weil diese Rechte nicht respektiert werden hat er sich mit anderen Arbeitern zusammengeschlossen und eine gemeinsame Kasse gegründet. Bei Arbeitslosigkeit oder Krankheit werden die Arbeiter daraus unterstützt. Später hat er sich in der SOC organisiert, wie Mazouzi auch. Sie wollen weiterkämpfen für ihre Rechte und für ein besseres Leben.

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