»Kollateralschaden« Wahrheit

Tom Strohschneider über das Todesdrohnen-Marketing des Verteidigungsministers

  • Tom Strohschneider
  • Lesedauer: 2 Min.

Bis zum Sommer will das Verteidigungsministerium entscheiden, ob die Bundeswehr Kampfdrohnen anschafft oder nicht. Für Ressortchef Thomas de Maizière ist das aber gar keine offene Frage mehr – die Vehemenz, mit welcher der CDU-Politiker den Einsatz dieser tödlichen Waffen propagiert, spricht Bände.

Am Mittwoch hat de Maizière im Rahmen eines Kirchen-Dialogs versucht, den Einsatz von Kampfdrohnen mit den Worten schmackhaft zu machen, die unbemannten Todesflugkörper könnten »Kollateralschäden« vermeiden helfen. Der »Vorteil« dieses Waffensystems bestehe darin, dass unbeabsichtigtes Töten vermieden werden könne. Anders lautende Vorwürfe wies der Minister als ungerechtfertigt zurück.

Man darf annehmen, dass de Maizière die Wahrheit durchaus kennt. Und die ist eine andere, schreckliche: Laut der im vergangenen Herbst erschienenen Studie »Living Under Drones« zum Beispiel, starben seit Sommer 2004 allein bei Drohnen-Angriffen in Pakistan eine große Anzahl von Unbeteiligten, darunter fast 180 Kinder.

Je nachdem, welche Zahl man angesichts der schwierigen Informationslage aus diesem Krisengebiet am ehesten für belastbar hält, waren unter den Drohnenopfern also bis zu ein Drittel Zivilisten – deren »unbeabsichtigtes Töten« durch die neuen Waffen doch angeblich vermieden hätten werden können.

Vor diesem Hintergrund den Einsatz von Kampfdrohnen als »zwingend erforderlich« für die Vermeidung von »Kollateralschäden« zu bezeichnen, verhöhnt nicht nur die Opfer. Sie macht auch die von de Maizière postulierte Bereitschaft zur gesellschaftlichen Diskussion über die Anschaffung von Kampfdrohnen als eine bloße Marketingmaßnahme im Zeitalter der »Bürgerbeteiligung« kenntlich. Und es zeigt, wie im Dienste einer wehrpolitischen Grundsatzentscheidung die Wahrheit auf der Strecke zu bleiben hat: als »Kollateralschaden«.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.