Kunst, Wellness und ein ganz besonderes Hotel
Ein Gewinner nebst Begleitung reist für drei Tage nach Bad Belzig in den sagenhaften Fläming
Auf der Rückreise von der Hochzeit seines Sohnes Alexej legte Zar Peter I. 1712 in (Bad) Belzig eine Zwischenstation ein und sich für eine Nacht zur Ruhe auf der imposanten Burg Eisenhardt. Der russische General von Wittgenstein schlug hier sein Hauptquartier im Kampf gegen die napoleonischen Truppen auf, die 1813 bei Hagelberg geschlagen wurden. Weit friedlicherer Art war der Aufenthaltsgrund von Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV., der 1849 die Order gab, Restaurierungsarbeiten auf Eisenhardt zu beginnen.
Wie entspannend die Nächte der drei »Promis« in dem Gemäuer waren, ist nicht überliefert. Sicher aber ist, dass der Gewinner des 11. nd-Lesergeschichten-Wettbewerbs und seine Begleitung, die anno 2013 auf der Burg - das heute ein romantisches Hotel ist - für zwei Nächte ihr Quartier aufschlagen dürfen, sich ein bisschen wie Prinz und Prinzessin fühlen werden. Dafür sorgt die Mannschaft des Burghotels. Und diese ist etwas ganz Besonderes: In der Herberge, die vom Potsdamer Oberlinhaus nach dem Integrationsmodell betrieben wird, arbeiten 22 geistig und körperlich behinderte und nicht behinderte Menschen zusammen. Und zwar ganz nach dem Motto: Jeder hat ein besonderes Talent, das er einbringt. Davon profitieren die Gäste ebenso wie die Kollegen untereinander.
Schon, wenn man das Haus betritt, strömt dem Besucher eine Freundlichkeit und Fröhlichkeit entgegen, die man in anderen Hotels manchmal leider vergeblich sucht. Nichts ist aufgesetzt, nichts einstudiert, die Herzlichkeit kommt wirklich von Herzen. Anita Ulrich, die an der Rezeption arbeitet, erzählte der Reporterin, dass die Zusammenarbeit mit den behinderten Kollegen eine echte Bereicherung ist. Und auf beiden Seiten dazu beiträgt, Berührungsängste ab- und Selbstbewusstsein aufzubauen sowie rücksichtsvoll miteinander umzugehen. Das merken auch die Gäste, die sich hier wirklich willkommen fühlen. Vielleicht sind Sie es ja, die diese besondere Gastfreundschaft demnächst genießen dürfen. Und die Landschaft des Flämings dazu.
Schnüren Sie nach dem Frühstück die Wanderstiefel und begeben Sie sich auf eine Tour durch die wohl spektakulärste Kunstgalerie Europas - auf den »Internationalen Kunstwanderweg Hoher Fläming«. Auf einem Rundkurs von 35 Kilometern, den man durch eine knapp vier Kilometer lange Querverbindung abkürzen oder auch verlängern kann, findet der Wanderer nicht nur natürliche Kunstwerke in Form von Wiesen, Wäldern, Feldern, Obstbaumalleen, Feldsteinkirchen oder Landschaftsparks, sondern auch 28 Objekte von Künstlern aus Deutschland und Flandern, dem Gebiet, aus dem viele Menschen einst in die Region kamen und ihr den Namen »Fläming« einbrachten. Die Objekte sind Ergebnis zweier Künstlerwettbewerbe in den Jahren 2007 und 2010. So stehen beispielsweise riesige Wanderschuhe in der Landschaft, woanders ruht sich eine Steinschlange aus, oder man begegnet drei ausgewachsenen Wölfen. Klare Sache - aber das eine oder andere Kunstwerk ist dagegen nicht ganz so leicht zu deuten. Doch mit dem witzigen elektronischen Guide, den man sich in verschiedenen Touristinfos ausleihen oder im Internet runterladen kann, erkennt man ganz schnell, was der Künstler mit seinem Werk sagen will. Ganz nebenbei erfährt man dabei auch noch jede Menge über Land und Leute.
Vielleicht begegnen Sie ja unterwegs auch dem Sprachwissenschaftler Dr. Konrad Büchner, der den elektronischen Wanderführer besprochen hat. Da bleibt garantiert kein Auge trocken, was man sich von wissenschaftlichen Vorträgen gemeinhin ja weniger vorstellen kann. Dr. Büchner hingegen ist ein besonderes Exemplar der Durchgeistigten - er ist Schnökologe, obendrein der weltweit einzige. Durch das Studium der von ihm wiederentdeckten schnökendönschen Manuskripte hat er herausgefunden, dass man sich bis zum 30-jährigen Krieg im Fläming ausschließlich in Schnökendönsch und in Reimen verständigte. Büchner erkennt man an seiner blonden Mähne, die mithilfe einer Schiebermütze gebändigt wird, grünem Jackett nebst grüner Weste und einem Rucksack. Begleitet wird er oft von seinem Hund Ögön - sorry Egon. Dr. Konrad Büchner, alias Frank Grünert, lädt auch zu besonderen Stadtspaziergängen durch Bad Beeskow ein. Einfach köstlich!
Genug gewandert, denn schließlich liegen dem Gewinnerpaket auch noch Eintrittskarten für die SteinTherme Bad Belzig bei. Hier kann man nach all den Sinneseindrücken in der Natur die Seele im warmen Solewasser baumeln und sich die müden Glieder massieren lassen. Schwimmen Sie selbst, oder lassen Sie schwimmen! Das geht wirklich - im LichtKlangRaum. Man (ent)schwebt in einer 4,5-prozentigen Sole bei beruhigenden Klängen langsam Zeit und Raum.
Ruhe wird in der SteinTherme in großen Lettern geschrieben, sie stört weder irgendwelche nervige Beschallung noch Riesenrutsche oder Animation. Dafür bietet der Wellnesstempel neben zahlreichen entspannenden Wasserbecken auch eine fantastische Saunalandschaft mit allerlei Spezialitäten. Derzeit wird in der Therme gerade ein neues Konzept verwirklicht, das noch mehr als jetzt, das Thema Stein sichtbar und erlebbar machen soll. Den Findling mit seinen rund fünf Metern Durchmesser, der der Therme in der steinreichen Gegend zum Namen verhalf, kann man übrigens im benachbarten Kurpark bewundern. Steinen in allen möglichen Varianten und Interpretationen wird der Gast künftig in der Therme begegnen. Dass es auch ein Exemplar der von Loriot so wunderbar beschriebenen überaus seltenen Steinlaus geben wird, konnte Thermenchef Christian Kirchner allerdings nicht bestätigen.
● Burghotel Bad Belzig, Wittenberger Str. 14, 14806 Bad Belzig, Tel (033841)4509-0, E-Mail: kontakt@burghotel-bad-belzig.de, www.burghotel-bad-belzig.de
● Kunstwanderweg: www.flaeming.net (hier findet kann man sich auch den Wanderguide runterladen)
● SteinTherme Bad Belzig, Am Kurpark 15, 14806 Bad Belzig, Tel.: (033841)3880-0, E-Mail: info@steintherme.de, www.steintherme.de
● Veranstaltungen mit Dr. Büchner: www.sagenhafter-flaeming.de
● Tourist-Information Bad Belzig, Marktplatz 1, Tel.: (033841) 38 799 10, E-Mail: info@bad.belzig.com (hier kann man den Guide für den Kunstwanderweg ausleihen)
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.