»Da soll der Staatsanwalt anmarschieren«
Weltmeister Tony Martin fordert harte Strafen für Doper und will bei der Tour ins Gelbe Trikot
nd: Was treibt Sie hierher nach Erfurt?
Martin: Ich wollte alte Freunde besuchen, mal wieder mit meinem früheren Trainer Jens Lang reden. Vor allem aber wollte ich meinen Manager Jörg Werner treffen.
Wann sehen wir Sie wieder in Deutschland am Start?
Bei den Deutschen Meisterschaften Ende Juni in Wangen, im Allgäu. Dort will ich meinen Titel im Zeitfahren verteidigen und den im Einzelrennen dazugewinnen.
Sie haben in diesem Jahr schon vier Zeitfahren für sich entschieden und sind Weltmeister in dieser Disziplin. Sehen Sie sich jetzt nach dem Schweizer Fabian Cancellara als neuer Zeitfahrkönig?
Cancellara definiert sich mehr über die Klassiker. Ich bin mehr der Typ Rundfahrer. Ob ich aber nun Cancellara als den großen Zeitfahrspezialisten abgelöst habe? Ich bin ihm zumindest ganz dicht auf den Fersen. Bei der kommenden WM in Florenz will ich erneut mein Regenbogentrikot verteidigen.
Was sind Ihre Ziele für die 100. Tour de France im Juli?
Mit einem Sieg beim 33-km-Zeitfahren auf der elften Etappe in Mont-Saint-Michel will ich versuchen, mir das Gelbe Trikot zu holen. Bei der 100. Tour einmal in Gelb zu fahren - das wäre ein Traum.
Sie haben sich oft eindeutig gegen Doping positioniert. Der spanische Arzt Dr. Eufemiano Fuentes wurde nun für seine Dopingvergehen zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt. Was sagen Sie dazu?
Ein schlechtes Signal. Ein Jahr auf Bewährung ist für mich keine Abschreckung. Ich hätte ein härteres Urteil erhofft.
Das Land Baden-Württemberg hat einen Gesetzentwurf in den Bundesrat eingebracht, nach der Dopingvergehen Straftaten sein sollen und vor ordentlichen Gerichten verhandelt werden können. Wie beurteilen Sie diese Forderung?
Ich finde, dass ist einrichtiger Schritt. Doping muss richtig hart bestraft werden, damit der Sport sauberer und fairer wird. Wer dopt, schadet uns. Da soll ruhig der Staatsanwalt anmarschieren.
Der deutsche Bahnradvierer trudelt seit Jahren der Weltklasse weit hinterher, dabei hat Deutschland starke Rennfahrer. Könnten Sie sich mit einem Vierer Tony Martin, Marcel Kittel, John Degenkolb, Patrick Gretsch oder Roger Kluge anfreunden? Schließlich haben sie alle sowohl Erfahrungen als auch Erfolge auf der Bahn?
Durchaus. Eine Mannschaft mit den genannten Namen würde auf keinen Fall hinterherfahren. Bei einigem Training könnte Sie sogar ganz vorn mitmischen. Wahrscheinlich geht das aber nicht, weil wir alle in ausländischen Mannschaften fahren, wo das niemanden interessiert. Für mich persönlich gibt es bei Olympia 2016 nur ein Ziel. Ich will nach Silber 2012 in Rio um die Goldmedaille im Straßenzeitfahren kämpfen.
Gespräch: Manfred Hönel
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